Pauschaltouris auf dem Ökotrip

Internationale Tourismusbörse in Berlin geht heute zu Ende. Erstmals Ökoprojekt für Massentourismus vorgestellt. Reisende nach Kenia lernen Regenwald kennen. Geld kommt dabei nicht großen Reiseunternehmen, sondern Kenianern vor Ort zugute

von MIRIAM EWALD

Der Pauschaltourist mit Sonnenbrille und Boxershort liegt in der Hängematte, trinkt einen Cocktail, interessiert sich nicht für Land und Leute. So das Vorurteil. Das es auch anders geht, haben gestern am Beispiel Kenias der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und die Kindernothilfe auf der Internationalen Tourismusbürse in Berlin gezeigt. Heute geht die Messe für die Reisebranche zu Ende.

„Gemeinsam stark für Mensch und Natur“ heißt das Projekt, das die beiden Nichtregierungsorganisationen mit der kenianischen Bevölkerung bereits vor zwei Jahren ins Leben riefen. Touristen, die mit Neckermann und Co in das ostafrikanische Land reisen, sollen Kenias Natur kennen und schätzen lernen: Angeboten werden ökologische Expeditionen in den Arabuko-Sokoko-Wald, den größten verbliebenen Rest eines tropischen Küstenwaldes.

„Wir wollen den Pauschaltourismus als Verbündeten für Naturschutz und zur Bekämpfung der Armut nutzen“, so Antje Ahrends vom Nabu, die das Projekt in Kenia betreut. Denn aus Naturschutzsicht sind die Brandrodungen, mit denen die Bevölkerung Ackerland gewinnt, eine Katastrophe. Genauso die Brennholzgewinnung. Mit den Einnahmen aus den ausschließlich von Kenianern geführten Touren soll die„zerstörerische Nutzung gemindert und der Bevölkerung sollen Alternativen angeboten werden“, erklärt Ahrends.

Finanziert werden beispielsweise Schulstipendien und handwerkliche Ausbildungen: „Ziel ist es, den Menschen aus der Armut zu helfen, davon profitiert dann auch der Naturschutz“, so Jörg Seifert-Granzin vom Verein Kindernothilfe, die seit dem vergangenen Jahr Kooperationspartner des Nabu ist.

Das Projekt in Kenia begann 2001, mittlerweile nutzen jährlich über 4.000 Touristen die ökologischen Ausflugsangebote, das Potenzial wird auf etwa 10.000 Touristen pro Jahr geschätzt. „Schon etwa 4 Prozent der rund 9.000 Menschen, die hier leben, haben durch den Ökotourismus ein neues Einkommen gefunden und das soll natürlich noch gesteigert werden“, so Seifert-Granzin.

Aber das Projekt hat auch Grenzen: „Der Begriff Ökotourismus ist in den vergangenen Jahren so ausgeschlachtet worden, dass es eine Öko-Müdigkeit bei den Reisenden gibt“, erklärt Antje Ahrends. Außerdem habe das Projekt für Touristikunternehmen und die Hotelbranche nur wenig Reiz.