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US-Firmen ganz vorn

Wiederaufbau nach dem Krieg: US-Regierung schreibt Aufträge im Wert von 900 Millionen Dollar aus – natürlich nur an US-Firmen

BERLIN taz ■ Die „Aufforderung für Vorschläge“ ging nur an einen ausgewählten Kreis von US-Firmen und ist als geheim eingestuft. Sie betraf den Wiederaufbau der Infrastruktur im Irak nach dem Einmarsch der amerikanisch-britischen Truppen. Absender war die regierungseigene U.S. Agency for International Development (USAID). Sie schrieb damit Aufträge in einer Gesamthöhe von 900 Millionen Dollar aus – doppelt so viel, wie die USA bis 2004 für Afghanistan ausgeben. Sofort nach Kriegsende sollen wiederaufgebaut werden: Wasserversorgung, Häfen, Straßen und Krankenhäuser.

Eine Kopie der Ausschreibung gelangte zum Wall Street Journal. Demnach wurden u. a. die Baukonzerne Bechtel (schon beim Wiederaufbau Kuwaits aktiv), Fluor, Louis Berger und Parsons gefragt. Alle haben ihre Angebote abgegeben oder stehen kurz davor, so die Zeitung. Es ist nur die erste Runde von Aufträgen, von Regierungsbeamten „Mutter-Vertrag“ genannt. Die US-Regierung plant schon weitere Ausschreibungen, etwa für den Import größerer Mengen von Stromgeneratoren.

Ein spezieller Fall ist die Ölindustrie. Hier wurde der erste Auftrag ausgerechnet an die frühere Firma des Vizepräsidenten Dick Cheney vergeben. Kellogg Brown & Root Services berät das Verteidigungsministerium darüber, wie in Brand gesetzte Ölbohrstellen zu zähmen und Schäden an anderen Ölanlagen zu behandeln sind. Kellogg Brown gehört zum Öltechnikkonzern Halliburton, dessen Chef Cheney vor seinem Amtsantritt war.

Das Pentagon macht keine Angaben zur Höhe des Auftrags oder zur Vergabe. Es gibt jedoch nur wenige Firmen weltweit, die solche Großaufträge überhaupt annehmen könnten. Wer die wertvollen Verträge zum Renovieren alter und zum Erschließen neuer Ölfelder im Irak erhält, ist nach wie vor offen. Hier dürfte trotz allem die Nachkriegsregierung des Irak ein gewichtiges Wort mitzureden haben. REINER METZGER

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