„Wir sind in großer Vorfreude“ : Baldin-Sammlung soll Ende März zurückkommen
Russland sagt: Ja!
„Russland gibt Deutschland die Bremer Sammlung zurück“ – so titelte gestern die Moskauer Zeitung „Izvestija“ auf ihrer Titelseite. „Am 29. März [...] kehren 362 Zeichnungen und zwei Bilder nach 58-jähriger Abwesenheit zurück in die Museumswände.“ Dabei handelt es sich um Werke der so genannten Baldin-Sammlung, um deren Rückführung seit Jahren zäh verhandelt wird.
Das russische Kulturministerium bestätigte die Rückgabeaktion am Dienstag in Moskau, eine schriftliche Bestätigung liegt allerdings noch nicht vor. Senatspressesprecher Klaus Schloesser: „Wir sind alle in großer Vorfreude. Aber das Fest feiern wir erst am 29. März, da wir es schon mehrfach erlebt haben, auf der Zielgerade noch Probleme zu bekommen.“
Für den 1997 verstorbenen Viktor Baldin war es „ein alter Traum – die Zeichnungen von den größten Weltkünstlern kehren ‚nach Hause‘ zurück in die Kunsthalle.“ Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Baldin, damals Offizier in der Roten Armee, die ausgelagerten Kunstwerke aus Bremen im Keller eines brandenburgischen Schlosses entdeckt. Er packte die Zeichnungen von Rembrandt, Tizian, Rubens, Goya, Van Gogh und Manet in einen Koffer und machte sich auf den Rückweg in die Sowjetunion. Auf diesem Rückweg bekam Baldin weitere Bilder aus diesem Keller von seinen Kameraden – im Tauschgeschäft. Für einen Christuskopf von Albrecht Dürer gab er nach eigener Erzählung ein paar neue Stiefel.
Bereits zu sowjetischen Zeiten versuchte Baldin, der 25 Jahre lang Direktor des Moskauer Architektur-Museums war, die Rückgabe der Blätter zu erreichen. Die Behörden lehnten ab, weil das gesamte Thema der „Beutekunst“ aus Deutschland tabu war. 1989 ging Baldin mit seinem Anliegen an die Öffentlichkeit. 1995 wurde die Sammlung in der Eremitage in St. Petersburg gezeigt. Dort lagern die Kunstwerke bis heute.
Das „Beutekunst“-Gesetz der Staatsduma hat die von der sowjetischen Besatzung verschleppten Kunstwerke zu russischem Eigentum erklärt. Dass Baldin die Blätter ohne Befehl mitgenommen habe, setze ihn heute juristisch ins Unrecht, schrieb die Zeitung „Izvestija“. Zugleich werde damit eine Ausnahmeregelung eröffnet, so dass Russland die Kunstwerke aus Bremen legal zurückgeben könne.
Die Diskussion über die Rückgabe wird in der Dienstagsausgabe der „Izvestija“ diskutiert. Dabei überwiegen Meinungen, die die Parität im Blick haben. Wie die des Präsidenten der Assoziation der Helden Russlands, Valentin Varennikov: „Die Rückgabe von Kulturgütern ist die beidseitige Verpflichtung Deutschlands und Russlands. Deutschland muss das zurückgeben, was es seinerzeit weggenommen hat. Und wir müssen zurückgeben, was wir fortgenommen haben.“
taz/dpa