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Archiv-Artikel

Zwei Exponauten für Bremen

Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt bekommt zwei Köpfe: Der Zürcher Ausstellungsmacher Martin Heller soll sie künstlerisch konzipieren, der Leiter der staatlichen Kunstsammlung Dresden, Martin Roth, soll ihm dabei sekundieren. Ungeklärt ist das Wie

taz ■ Der Schweizer Kunsthistoriker Martin Heller soll Bremens Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas künstlerisch koordinieren. Dabei steht ihm der Direktor der Staatlichen Gemäldesammlung Dresden und Präsident des deutschen Museumsbundes, Martin Roth, zur Seite. Einem entsprechenden Vorschlag von Kultursenator Kuno Böse (CDU) hat gestern der Senat zugestimmt. Die beiden seien, so Böse zur Doppelspitze, „seit langem ein eingespieltes Team“.

Insbesondere aus der Kulturszene war die Forderung gestellt worden, dass es einen „künstlerischen Leiter“ für die Bewerbung geben und diese Position mit einer unabhängigen Persönlichkeit „von außen“ besetzt werden müsse. Heller, der nach eigenem Bekunden die Stadt Bremen „noch kaum kennt“, ist von Böse Ende Januar kontaktiert worden. Er freue sich, „endlich einmal wirklich mit Martin Roth zusammenarbeiten zu können“, sagte der Schweizer der taz. „Uns interessierte beide, das Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Kunst in kulturelle Erfahrung zu übersetzen.“

Im gleichen Sinne äußerte sich Roth, der zu einer Ausstellungseröffnung derzeit in London weilt: „Wir hatten beide große Lust, gemeinsam an einem solchen Projekt zu arbeiten – zumal, weil wir aus sehr unterschiedlichen Richtungen kommen.“ Zwar hätten sie „noch nie etwas gemeinsam gemacht“, sagte der Schwabe im Gespräch mit der taz. Allerdings „pflegen wir seit Jahren einen sehr engen persönlichen Austausch.“ So habe er im Vorfeld der Schweizer Expo 2002, deren künstlerische Leitung Heller inne hatte, auf dessen Einladung von seinen Erfahrungen berichtet: Roth war verantwortlich für den Themenpark der Hannoveraner Weltausstellung.

Der gebürtige Stuttgarter Roth (48) hat empirische Kulturwissenschaften und Ethnologie studiert. Vor seiner Expo-Intendanz leitete er das Deutsche Hygienemuseum Dresden.

Heller hingegen stammt aus dem gestalterischen Bereich: Im Anschluss an sein Kunstlehrer-Diplom studierte der 1952 im Kanton Basel geborene Ausstellungsmacher Kunstgeschichte, Ethnologie und Europäische Volkskunde. Als Kurator und späterer Direktor des Zürcher Museums für Gestaltung erwarb er sich hohes Ansehen.

Keine Klarheit herrscht bislang über die Vertrags-Modalitäten. Das räumte die Kulturverwaltung auf Nachfrage ein. Ebenso offen sind die inhaltlichen Fragen. „Wir wollen aber keinesfalls die Expo gleichsam verlängern“, stellte Heller klar. Allerdings hätten weder er noch Roth ein fertiges Konzept in der Tasche. „Bislang wurde noch gar nicht über das Wie gesprochen“, sagte Heller. „Im Vordergrund stand das Ob.“ Es sei jedoch „jetzt an der Zeit, voran zu machen“. Für ihn sei der Bremer Posten „das derzeit größte Mandat“. Für Roth gilt das nicht: Den Umfang seiner Beratertätigkeiten könne er noch nicht absehen. Allerdings ließen seine derzeitigen Verpflichtungen „auch kulturpolitischer Art“ nur eine begleitende Rolle zu. „Wir müssen jetzt eine gute Struktur dafür finden“, so Roth. Benno Schirrmeister