: Reinigung für Bauch und Kopf
Tee, Peeling, Einseifen, Waschung und Massagen – all das ist Teil der langen Tradition des Türkischen Dampfbads. Ein solches Hamam für Frauen und Männer gibt es seit Mai auch in Hamburg: auf St. Pauli, gleich neben dem Dom
Zwischen zwei Gründerzeit-Fünfgeschossern an der breiten Feldstraße vis à vis zum Hamburger Dom steht ein Haus mit flachem Dach. Die Fassade mintgrün, ein goldfarbener Schriftzug über der Eingangstür sagt: „Das Hamam in Hamburg“. Hinter dieser Tür riecht es dann angenehm nach Kernseife. In die rosa geäderten Marmorfliesen ist das Sigel der osmanischen Sultane eingelassen – als Mosaik. An der Empfangstheke herrschen 25 Grad Celsius. Kein Wunder: Hamam ist die Bezeichnung für ein türkisches Dampfbad. Der Begriff stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Wärme“.
„Hier ist alles gemütlich, alles aus der Türkei, meine Frau und ich, auch die Einrichtung“, sagt der Masseur Cuskun Costur (39), Inhaber der Firma. Gemeinsam mit der besagten Ehefrau Selma (38), die sich um die Verwaltung und Buchhaltung kümmert, plante Costur zwei Jahre, bis sein Hamam im Mai 2003 eröffnen konnte. Warum aber ausgerechnet in Hamburg? „Weil wir hier zufrieden sind, aber auch, weil es sich hier lohnt. Das Wetter spielt ja nicht immer mit. Und obwohl jeder zu jeder Jahreszeit kommen kann, kommen die meisten natürlich jetzt, wo es kalt wird“, erklärt Costur. Gibt es entscheidende Unterschiede zur finnischen Sauna oder der traditionellen Badeanstalt? „Ja, hier sitzt niemand herum und schwitzt so vor sich hin, es wird auch kein Sport gemacht. Wir bieten traditionelle Waschungen und Massagen. Man kann sich hier treffen, soll sich erholen und entspannen.“
Die Bauch und Kopf zugedachte Reinigungszeremonie beginnt mit einem heißen Glas Herzlich-Willkommen-Tee. Danach geht’s in die Umkleideräume. Frauen und Männer dürfen donnerstags und an den Wochenenden zwar gemeinsam ins Bad, umziehen können sie sich jedoch getrennt voneinander. Alle Sachen müssen vom Leib, denn wer vor die Tür zum Baderaum tritt, hat nur noch ein dünnes Leinentuch an, das so genannte „Pestemal“. Es kostet entweder zehn Euro oder wird nach dem Waschgang wieder abgegeben.
Die Luft im etwa 30 Quadratmeter großen Bad selbst ist feucht und schwer, hier beträgt die Raumtemperatur 40 Grad Celsius. Schweiß perlt auf der Stirn. Es riecht klar nach Kernseife, die aufgelöst in einem Holzeimer schwimmt. Dampf hängt im Raum, das Licht ist schwach. Die Menschen sehen sich nur schemenhaft. Zu jedem Pflegeprogramm gehört ein Ganz-Körper-Peeling. Dafür reibt Costur Frauen mit einem Handschuh ab, der weiche Noppen aus Kunststoff hat. Männer werden dagegen mit einem Handschuh aus hartem Ziegenfell bearbeitet. Nach dieser Schrubbaktion fühlt sich die Haut wohlig sanft an. Dann schlurft der Hamamler zu einer marmornen Wanne, in der er von Costur oder einem seiner sieben Angestellten mit einem Seifenlappen sanft gewaschen wird. Wer aus dieser Wanne steigt, ist nicht nur sauber, sondern rein.
Der Clou im Bad ist eine angewärmte Marmorplatte. Sie hat einen Durchmesser von vier Metern und ist fast einen halben Meter dick. Darauf haben drei oder vier Erwachsene Platz, ohne sich zu berühren. Aufstehen kann jeder wann er will. Eine solche Kur kostet 25 Euro und dauert zwei Stunden. Trottet der Besucher anfangs auch müde ins Bad, plötzlich ist der Gang leicht, und der Kopf hellwach. Wer sich außerdem den Rücken, den Kopf oder den ganzen Körper massieren lassen möchte, zahlt dafür bis zu 34 Euro mehr.
Der umgewälzte Kreislauf sorgt für Tempo. Deshalb ist jetzt der Ruheraum dran. Auch dort ist es behaglich, hellgelb gestrichene Wände, bunte Kelims hängen daran. Es gibt Bänke mit unzähligen Kissen, die zum stundenlangen Räkeln einladen. Es wird Schach gespielt, in einer der zahlreichen Zeitschriften gelesen, Wasserpfeife geraucht oder türkischer Mokka getrunken.
Geöffnet ist „Das Hamam in Hamburg“ jeden Tag von 10 bis 24 Uhr, an deutschen Feiertagen wird eine Stunde später aufgeschlossen. Peggy Wolf
„Das Hamam in Hamburg“, Feldstraße 39, 040 41 35 92 12; www.das-hamam.de