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Archiv-Artikel

Barack Obamas junger Mann fürs Netz

Sollte Barack Obama überraschend die US-Präsidentenwahl doch noch verloren haben, lag das bestimmt nicht an diesem Mann: Dank Joe Rospars sammelten die Unterstützergruppen des demokratischen Kandidaten in den vergangenen Monaten hunderte Millionen Dollar ein, vor allem in kleineren Beträgen direkt von Wählern, die im Internet ihre Kreditkarte zückten. Da konnte sich Obama schon extravagante Dinge leisten wie eine halbstündige Wahlwerbeshow auf allen Kanälen.

Joe Rospars sorgte dafür, dass die Spenden flossen. Der Direktor für neue Medien in der Obama-Kampagne stellt mit seinem Online-Campaigning die US-Politik auf den Kopf. 27-jährig kam er Anfang 2007 zu seinem Job als „Baracks Mann fürs Netz“, wie er sich selbst gern nennt. Er konnte mit seinem Team all das umsetzen, was er 2004 in der Kampagne für Howard Dean gelernt hatte, der John Kerry knapp unterlag: Die „Netroots“ nahm Obama von Anfang an als wichtiges Element wahr.

Rospars brachte einige Freunde mit. Nach Deans Kampagne, der ersten, die flächendeckend aufs Netz setzte, gründete er mit anderen „Veteranen“ die Firma „Blue State Digital“, die Demokraten helfen wollte, das Netz richtig zu nutzen. Laut Rospars geht es vor allem um zwei Aspekte: Das Web ist das ideale Medium, Unterstützer zu rekrutieren und zu steuern, und es kann, wenn der Kandidat gut ankommt, eine enorme Spendenquelle sein.

Beides setzt man nun in der Obama-Kampagne um. Der Kandidat ist in allen wichtigen sozialen Netzwerken vertreten. Sein YouTube-Kanal wird millionenfach abgerufen, auf MySpace oder Facebook vernetzen sich Tausende mit ihm. Ein eigenes soziales Netzwerk, „MyBarackObama“, sorgt für den reibungslosen Ablauf des Campaignings. Bis in den kleinsten Ort kann Rospars sehen, wer wo wann für Obama unterwegs ist. Der New-Media-Direktor hat sich dazu Chris Hughes, Mitbegründer des sozialen Netzwerks Facebook, ins Team geholt. Die Grundidee ist stets, gleich Feedback einzusammeln. „Fernsehen ist ein passives Medium, im Internet geht es um Interaktivität, um die Herstellung einer Direktverbindung.“

Rospars lebt in Chicago und hat einen Bachelor in Politikwissenschaften von der George-Washington-Uni. Vor seinem Einsatz für Dean beschränkte sich seine politische Erfahrung auf Aktivismus auf dem Campus. International verschlug es ihn kurz nach Schweden, um dort Englisch zu lehren. Und natürlich führte er ein gut gelesenes Blog, bevor er selbst ins Rampenlicht trat. Dass er noch so jung ist, stört weder Obama noch ihn: Facebook-Gründer Hughes ist erst 24 Jahre alt. BEN SCHWAN