Steine auf Hamburgs Brücken

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück attackiert Hamburgs Bewerbung und spricht von „Desinformation und Finten“. Bewerber eng beieinander

Vor der Veröffentlichung des Evaluierungsberichtes des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zu den fünf Bewerbern um die Spiele 2012 hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück den Konkurrenten Hamburg scharf angegriffen. Während er Frankfurt, Leipzig und Stuttgart für einen fairen Wettbewerb Respekt zollte, empfindet er das, was „in Hamburg vor Wochen gestartet wurde, als merkwürdig und ungeschickt“. Es mache „keinen Sinn, bei einer Bewerbung andere schlecht zu machen“, sagte er.

Damit ging der politische Förderer der Düsseldorfer Kandidatur auf Veröffentlichungen Hamburger Medien ein, wonach Hamburg nach den Bewertungen der NOK-Evaluierungskommission am besten und Düsseldorf am schlechtesten abschneidet. Steinbrück nannte das „Finten und Desinformationen“.

Unterdessen hat die Evaluierungskommission des NOK gestern ihren endgültigen Bericht erarbeitet. Er wird heute vom NOK-Präsidium offiziell bekannt gemacht. Auf der Grundlage dieses Zeugnisses werden 73 NOK-Mitglieder mit ihren 137 Stimmen am 12. April in München entscheiden, welche Stadt in den internationalen Wettbewerb um die Spiele 2012 treten wird.

Die Aussagen der Bewerber zu der Bedeutung des Berichtes sind differenziert. Jürgen Weiss (Frankfurt) sieht in ihm „eine ganz wichtige Hilfe für jedes einzelne NOK-Mitglied, das sein Stimmrecht ernst nimmt“. Steinbrück meint, das Gutachten sei keine Vorentscheidung. Das Wahlverhalten der NOK-Mitglieder in München werde eigenen sportpolitischen Kriterien folgen. Horst Meyer (Hamburg) geht davon aus, „dass die Kommission nicht umsonst eingesetzt wurde“. Dirk Thärichen (Leipzig) bezeichnet den Bericht als ein „wichtiges Gutachten auf fachlicher, sachlicher Basis“. Für Raimund Gründler (Stuttgart) ist der Bericht „ein wichtiger Gradmesser in der Endphase“.

Der Evaluierungskommission gehe es nur darum, eine objektive Grundlage zu schaffen, sagte der Vorsitzende der Kommission Dieter Graf Landsberg-Velen. Für ihn sind die kursierenden Gerüchte „ungut“. Im Ergebnis lägen alle Bewerber eng beisammen, betonte er. Niemand sei vorn, oder besser gesagt seien alle vorn. DPA/TAZ