Der Fall der Reichen von Mostar

In Bosnien und Herzegowina werden hochrangige kroatische Politiker und Funktionäre verhaftet. Sie sollen in dubiose Bankgeschäfte verwickelt sein

BERLIN taz ■ Ausführlich zeigte das bosnische Fernsehen gestern riesige Villen mit dazugehörigen Luxuslimousinen. Dabei ging es jedoch nicht um eine Reportage aus Hollywood, sondern um die Besitztümer einiger bosnisch-kroatischer Politiker und Geschäftsleute, die erst vor wenigen Jahren in der Region um Mostar entstanden sind. Das erregt Aufsehen in einem vom Krieg zerstörten Land mit Arbeitslosenraten um die 50 Prozent.

Mit dem Leben im Luxus ist es für diese Leute jedoch erst einmal vorbei. Am Freitag letzter Woche rissen Sondereinheiten der bosnischen Polizei und Soldaten der internationalen SFOR-Friedenstruppen den Politiker Ante Jelavic, Exvorsitzender der kroatischen nationalistischen Partei HDZBiH und einstmals Präsident Bosnien und Herzegowinas, sowie einige seiner engen Parteifreunde aus dem Schlaf und verhafteten sie. Im Gefängnis von Sarajevo sitzen nun auch der ehemalige Verteidigungsminister der bosniakisch-kroatischen Föderation Miroslav Prce sowie Miroslav Rupcic, Direktor der „Herzegowina Versicherung“. Ivan Medic, General der kroatisch-bosnischen Armee HVO, konnte vor seiner Verhaftung nach Kroatien entkommen.

Vorgeworfen wird den Festgenommenen, tief in den Skandal um die „Hercegovacka Banka“ verwickelt zu sein. Diese Bank bildete bis zum Jahre 2001 das Scharnier, über das Gelder aus Kroatien in die von Kroaten kontrollierten Landesteile von Bosnien und Herzegowina geschleust wurden.

Mit den Geldern hatten die kroatischen Nationalisten jahrelang ihre eigenen halbstaatlichen Strukturen finanziert, vom Geheimdienst bis zu den Pensionen für Kriegsveteranen bis zu den Gehältern ihres Führungspersonals. Gerüchte, die Bank sei zudem eine Geldwaschanlage für illegal erworbene Reichtümer, kursierten schon länger. Bereits im Frühjahr 2001 hatten SFOR-Truppen die Filialen der Bank umstellt. Spezialisten nahmen sich daraufhin die beschlagnahmten Unterlagen vor. Bisher veröffentlichten sie zwar noch keine Ergebnisse, doch ist anzunehmen, dass es ihnen gelungen ist, Licht ins Dunkel zu bringen. Zudem veranlasste der damals amtierende Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft, Wolfgang Petritsch, Ante Jelavic von seinem Posten als Staatspräsidenten zu entfernen. Seine Verhaftung deutet darauf hin, dass genug Beweismaterial zusammengetragen worden ist. ERICH RATHFELDER