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Archiv-Artikel

Grobmaschiges Netz

Was die Parteien im Internet zum Wahlkampf anbieten, ist reichlich dünn: Ein bisschen Menschelei, ein Guido-Logo und einen Haufen Termine

von PETER AHRENS

Starfriseurin Marlis Möller verpasst Ole von Beust den Haarschnitt, Thomas Mirow schmilzt bei Jenseits von Afrika dahin, und Christa Goetschs Leidenschaften lauten Kochen, Segeln, Skilaufen. Egal, wo die Bürgerschaftswahl in diesem Jahr entschieden wird – das Internet ist es nicht. Die Angebote der Parteien im Netz sind fünf Wochen vor der Wahl tendenziell dünn. Informieren sollte man sich anderswo.

Die Bedeutung des Internets wird von den ParteistrategInnen längst nicht mehr so hoch eingeschätzt wie noch vor zwei, drei Jahren. Dementsprechend wird der Internet-Wahlkampf bislang noch auf Sparflamme gekocht. Statt-Partei-Chef Jürgen Hunke glaubte noch vor zwei Jahren, durch einen aufs Internet beschränkten Wahlkampf ins Parlament einziehen zu können. Er erfand sinnlose Computerspielchen und landete am Wahlabend irgendwo im Nirwana.

CDU, SPD und GAL nutzen das Netz allerhöchstens, um ihre SpitzenbewerberInnen ein bisschen menscheln zu lassen. Da werden Fragebögen beantwortet, an denen die UserInnen ablesen sollen: Auch PolitikerInnen gehen mal ins Kino, stehen am Herd und lesen ein Buch. Wie SPD-Vormann Thomas Mirow, von dem wir lernen, dass er mit 13 seiner Familie ein Fernsehgerät gekauft hat, Miles Davis und Tracy Chapman hört und Henri Quatre als Vorbild betrachtet. GALionsfigur Christa Goetsch liebt es dagegen „klar und direkt“, und der Ottenser Spritzenplatz ist für sie der schönste Ort in Hamburg. Wer solcherlei braucht, um seine Wahlentscheidung zu treffen, ist im Internet gut bedient.

Die CDU-Maschinerie läuft auf dem Ritzel Ole, und da ist sie internetmäßig momentan noch nicht so besonders gut geölt. Zwar lautet die Anlaufadresse irgendwas mit „ich-bin-fuer-ole.de“, aber dort finden sich nur drei etwas verloren wirkende Solidaritätsbekenntnisse von der erwähnten Möller-Friseurin, Designerin Jette Joop und Unternehmer Albert Darboven. Die vermeintliche riesige Unterstützung, die von Beust laut CDU-Marketing täglich erfahre, ist im Netz jedenfalls nicht ablesbar.

Der FDP-Wahlkampfauftritt ist so wie ihr Spitzenkandidat Soltau an der Grenze zur Langeweile – von der ehemaligen Spaßpartei hätte man mehr erwartet. Ob es das Angebot, sich ein Guido-Westerwelle-Logo aufs Handy laden zu können, herausreißt, ist noch unbewiesen.

Und dann ist da noch der gewisse Herr Schill. Er setzt auf Kontinuität. War die Homepage seiner Partei Rechtsstaatlicher Offensive auch in der Vergangenheit stets von Inaktualität und Inhaltsleere geprägt, wird diese lieb gewordene Tradition auch unter dem Dach des DM-Freundes Bolko Hoffmann fortgesetzt. Außer einem energisch blickenden Spitzenkandidaten, der flehentlich darum bittet: „Lassen Sie mich weitermachen“ – womit sein Parteiprogramm ja erschöpfend umschrieben wäre –, findet sich herzlich wenig im Netz von der Mission des Ronald B. Schill.

www.thomasmirow.de, www.ich-bin-fuer-ole.de, www.christa-goetsch.de, www.fdphh.de, www.pro-dm-partei.de, www.schill-partei.de