: Topographie wird entfesselt
Senatsbaudirektor Hans Stimmann setzt Termine für Ende des Baustopps bei der Topographie des Terros. Ab Juni wird weitergebaut, 2007 ist Eröffnung. Stiftungs-Chef will daran aber nicht glauben
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Es ist nicht das erste Mal, dass Berlins Senatsbaudirektor das Ende des Baustopps für die Topographie des Terrors angekündigt hat. Im Sommer 2000 hatte Hans Stimmann Hoffnungen gemacht, das stillgelegte Bauwerk für das NS-Dokumentationszentrum endlich fortführen zu können. Im Herbst 2001 tat er ein Gleiches, ebenso 2002. Das Ergebnis ist bekannt: Nichts ist passiert.
Gestern stellte Stimmann vor dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses erneut das Ende des Baustopps für die Topographie des Terrors in Aussicht und nannte konkrete Termine. Danach will ab Juni 2004 das Nachfolgeunternehmen der insolventen Betonfirma Heibus GmbH mit der filigranen Stabwerkskonstruktion beginnen. Im September, sagte Stimmann gestern, werde auf dem Areal an der Wilhelmstraße mit der Montage begonnen. Der Rohbau soll im Herbst 2005 abgeschlossen sein. Nach dem Innenausbau könne das von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfene Ausstellungszentrum im Sommer 2007 – statt wie geplant 1998 – eröffnet werden.
Hintergrund der Stimmann’-schen Vorlage ist, dass die Bauverwaltung derzeit mit dem Heibus-Nachfolger an der Ausführungsplanung arbeitet. „Wir gehen diesen Weg mit allergrößter Sorgfalt und Vorsicht“, sagte Stimmann. Gleichzeitig ließ sich der Senatsbaudirektor aber erneut ein Türchen offen: Sollte die Realisierung des 38,8 Millionen Euro teuren Entwurfs scheitern, „gibt es keinen Plan B“, so der Senatsbaudirektor. Dann sei der Abbruch des Vorhabens unvermeidlich.
Außerdem sagte Stimmann, dass der Bund, der die Hälfte des Budgets trägt, noch den veränderten Ausführungsplanungen zustimmen müsse und dass aus Kostengründen die Medienausstattung des Projekts reduziert werden sollte.
Angesichts des seit zehn Jahren andauernden Gezänks um Kosten, Pleiten, Umplanungen des Architekten und Baustopps gaben sich die Parlamentarier im Ausschuss distanziert: Zwar sprach Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, endlich „von Klarheit für die Topographie des Terrors“. Stimmanns Terminvorgaben seien jedoch „nur ein erster Schritt“. Zugleich forderte Lange das Parlament auf, die Angaben der Bauverwaltung „im Auge zu behalten“. Sie erwarte von der Landesregierung „zeitnahe praktische Umsetzungsvorschläge, um die politische Bildungsarbeit der Stiftung zu sichern“.
Reinhard Rürup, Direktor der Stiftung Topographie, zeigte sich noch skeptischer. Rürup forderte vom Abgeordnetenhaus, „mehr Druck auf Bauverwaltung und Architekten“ auszuüben. Besonders die Bauverwaltung erwecke den Eindruck, „man habe alle Zeit der Welt“. Angesichts des Stillstands seit 1999 befürchte er, dass sich die Verwirklichung des NS-Dokumentationszentrums, an dessen Stelle sich zur Nazizeit Gestapo, SS und der SD befanden, bis ins Jahr 2012 hinziehen könnte – Zeit genug für weitere Stimmann-Ankündigungen.