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Archiv-Artikel

„Unauffällige Unfallbilanz“

Anhörung der CDU-Fraktion: Autolobby ist zufrieden mit dem grünen Rechtsabbiege-Pfeil und ärgert sich nur, dass ihn nicht alle nutzen. Mütter und Radfahrer sind hingegen weniger begeistert

Das größte Problem ist die Akzeptanz und die Verwechselbarkeit des Grünen Pfeils

von GERNOT KNÖDLER

Der vom Rechtssenat flächendeckend eingeführte Grüne Rechtsabbiege-Pfeil hat kaum zu Unfällen geführt, dafür aber den Autofahrern das Leben sehr erleichtert. Das ist das Ergebnis einer Anhörung der CDU-Bürgerschaftsfraktion, auf deren Podium allerdings kaum ein Auto-Kritiker zu finden war und keine einzige Frau. Zwei Mütter aus dem Publikum beklagten, dass das neue Schild den Straßenraum für ihre Kinder unsicherer mache. Aus Sicht des ADFC ist das größte Problem, dass die Abbieger Radlerfurten blockieren.

Vertreter der Innenbehörde legten eine Statistik vor, nach der es zwischen dem 18. Februar und dem 31. Dezember 2002 29 Unfälle gegeben hat, die von der Polizei in einen Zusammenhang mit dem Grünen Pfeil gebracht wurden. Insgesamt gab es in Hamburg 2002 rund 50.000 Verkehrsunfälle. Der Grüne Pfeil liefere eine „unauffällige Unfallbilanz“, sagte Peter Dauer von der Innenbehörde.

In 16 Fällen krachten Nutzer des Grünen Pfeils in Autos, die Vorfahrt hatten: Sie überfuhren mit Erlaubnis des Grünen Pfeils die rote Ampel und kollidierten mit dem Querverkehr. Ein Motorradfahrer wurde dabei schwer verletzt. Fünfmal stießen Rechtsabbieger mit bei Grün fahrenden Radlern zusammen. Vier von diesen kamen verbotenerweise von rechts. Zweimal traf es Fußgänger, die bei Grün über die Straße gingen. Ein Kind, das sich von der Hand seiner Mutter losgerissen hatte, wurde dabei angefahren. Zwei Rechtsabbieger kollidierten mit startenden Mofa- und Radfahrern.

Dauer erklärte die geringe Zahl der Unfälle mit dem sorgfältigen Vorgehen der Polizei. Die Beamten hätten mehr als 1100 Ampeln auf die Einrichtung des Grünen Pfeils hin überprüft. 363 Grüne Pfeile seien angeschraubt worden, 39 wurden wieder abgebaut, weil sie sich als gefährlich erwiesen. Das traf insbesondere die Pfeile, die die Autofahrer notorisch zum Durchbrettern benutzten, statt vor dem Abbiegen anzuhalten.

Von Seiten des Verkehrsgewerbes und der Automobilclubs kam im Wesentlichen Lob für den Grünen Pfeil. Die Vertreter der Taxenverbände und der Nahverkehrsunternehmen wünschten sich noch mehr davon, erhielten von der Innenbehörde jedoch einen Dämpfer. In Hamburg seien alle Möglichkeiten ausgeschöpft, sagte Behörden-Vertreter Michael Pohlmeyer.

„Das größte Problem ist die Akzeptanz und Verwechselbarkeit“, sagte Jochen Hövekenmeier vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Er bestätigte die Erfahrung der Berufs- und Vielfahrer, die sich darüber ärgerten, dass viele Autofahrer vor dem Grünen Pfeil stehen bleiben, obwohl sie abbiegen könnten. Andere wiederum verwechselten den Grünen Pfeil mit dem Rechtsabbiege-Pfeil einer Ampel, die dem Abbieger Vorfahrt gewährt. Hövekenmeier schlug deshalb vor, den Grünen Pfeil durch einen gelben zu ersetzen, weil dieser „Gefahr“ signalisiere.