NRW-Unis wollen Elite-Millionen

Hochschulen in Nordrhein-Westfalen sind bereit für die bundesweite Suche nach fünf Spitzen-Unis. NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft gegen Festlegung auf wenige Elite-Hochschulen

VON MARTIN TEIGELER

Trotz Bedenken der Landesregierung wollen NRW-Hochschulen beim bundesweiten Wettbewerb für Spitzen-Unis teilnehmen. Die Universitäten Aachen, Bochum, Bonn und Siegen stehen der aktuellen Debatte um Elite-Unis zwar teilweise skeptisch gegenüber, gegen zusätzliche Förder-Millionen vom Bund hat jedoch keine der Hochschulen etwas einzuwenden. „Wir scheuen den Wettbewerb mit anderen exzellenten Hochschulen nicht“, sagt der Bonner Uni-Rektor Klaus Borchard. Gleichlautende Ansagen kommen von anderen Hochschulen des Landes. NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) lehnt die Festlegung der Bundesregierung auf fünf Unis dagegen ab. „Wir müssen stattdessen eine ganze Reihe von Zukunftsfeldern bestimmen, wo wir in der Weltspitze mithalten wollen“, sagt Kraft.

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hatte am Montag einen Wettbewerb zur Auswahl von fünf Spitzenunis angekündigt. Sie sollen über fünf Jahre jeweils 50 Millionen Euro jährlich erhalten. Bulmahn rief alle Hochschulen auf, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Die Spitzenunis sollen 2006 ausgewählt werden. „Unsere Probleme liegen eigentlich woanders, aber wir werden sicherlich teilnehmen“, sagt Josef König, Sprecher der Ruhr-Uni Bochum. Die Massen-Hochschule im Revier kämpft derzeit gegen angekündigte Kürzungen im NRW-Haushalt, rechnet sich aber trotzdem der Elite der deutschen Unis zu. „In Bereichen wie Plasmaphysik und Hirnforschung gehören wir zu absoluten Spitze“, so König. Die Politik müsse jedoch neben der Spitzenforschung auch die breite Substanz der akademischen Ausbildung erhalten, bemängelt der Bochumer das „Wahlkampfthema Eliteuni“. Kritik an den Ideen der Bundesregierung formuliert auch ein Sprecher der Uni Siegen: „Da sollen jetzt Hochschulen mit 30.000 und mehr Studenten plötzlich Elite-Unis sein.“ Wenn mehr Fördergelder locken, wird wahrscheinlich auch die Hochschule aus dem Siegerland in Berlin dabei sein. Am Mittwoch tagt das Rektorat zum Thema.

Burkhard Rauhut, Rektor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen, bewertet den Wettbewerb der Bundesregierung insgesamt positiv. „Immerhin läuft seit einigen Wochen eine Debatte zur Spitzenforschung“, sagt Rauhut. Seiner Hochschule räumt der Rektor allerbeste Chancen für den Kontest ein: „Das weiß man ja, dass die RWTH in vielen Bereichen die Nummer Eins ist.“ Der Start für das Projekt sollte jedoch nicht erst 2006 sein, fordert der Aachener mehr Tempo. Die RWTH Aachen gilt als aussichtsreichster Kandidat aus NRW. Sollte es wie von Ministerin Bulmahn vorgeschlagen zu einer Auslese von lediglich fünf Unis kommen, dürfte allenfalls eine NRW-Hochschule Chancen haben. Als favorisierte „Elfenbeintürme“ gelten bislang Berlin, München und Heidelberg.