: Nie mehr Zischen
Das französische Diotima-Quartett verbreitet Wohlklang im klassischen Sinn im Radio Bremen Sendesaal
In der Regel wurden die Uraufführungen der so genannten zweiten Wiener Schule, zu der die Komponisten Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern gehören, mit skandalträchtigem Missfallen aufgenommen. Nicht so das 1909 entstandene Streichquartett Nr. 3 von Alban Berg, das am Montagabend in einem Konzert des Institut Français im Sendesaal von Radio Bremen zu hören ist.
Berg nämlich konnte 1923 an seine Frau schreiben: „Die sogenannten wildesten und gewagtesten Stellen waren eitel Wohlklang im klassischen Sinn.“ Er berichtet von frenetischem Beifall und: „Nicht ein Zischlaut!“ Und die „Bagatellen“ op. 9 von Anton Webern – die mit ihrer Spielzeit von zwei Minuten Dauer sicher die damals kürzesten Stücke der Musikgeschichte waren – dokumentieren dessen Bekenntnis zur Gesetzmäßigkeit der von Arnold Schönberg erfundenen Zwölftontechnik.
Heute gehören die Werke zum Standardrepertoire jedes etwas auf sich haltenden Streichquartettes. Darüber hinaus erklingt ein Werk der kasachischen Komponistin Jamilia Jazybekova, die vor zwei Jahren ihre künstlerische Reifeprüfung in Bremen bei Younghi Pagh-Paan ablegte: Sie ist in der glücklichen Lage, dass eines ihrer Streichquartette bereits vom renommierten Arditti-Quartett interpretiert wurde.
Ihr außerordentlich persönlicher Stil, in dem sie die Musik der kasachischen Hirtenvölker mit modernen europäischen Kompositionsmethoden verbindet, hat auch die Musiker des jungen französischen Diotima-Quartettes überzeugt: Von ihr erklingt ein neues Streichquartett mit dem bezeichnenden Titel „Le Refus de l‘Enfermement“, was in wörtlicher Übersetzung heißt: „Die Verweigerung des Eingeschlossenseins“.
„Ainsi la nuit“ des französischen Komponisten Henri Dutilleux ergänzt das reizvolle Progamm, bei dem ganz sicher Zischlaute nicht mehr erwartet werden können.
Ute Schalz-Laurenze
Das Diotima-Quartett tritt kommenden Montag, 17. März, um 20 Uhr im Radio Bremen Sendesaal auf