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Archiv-Artikel

Virenmix birgt tödliche Gefahr

Geflügelpest und Grippevirus könnten sich vereinen und weltweite Epidemie mit Millionen Toten auslösen, warnt die UNO. Zehn Länder in Asien mit Vogelgrippe infiziert. Millionen Tiere getötet

HANOI/PEKING/BANGKOK dpa/afp ■ Mehrere UN-Unterorganisationen haben angesichts des ungebremsten Vormarschs der Geflügelpest in Asien vor einer weltweiten Katastrophe gewarnt und eine weltweite Zusammenarbeit gefordert. Da es vor dem nächsten Winter keine Aussicht auf die Entwicklung eines Impfstoffs gegen den H5N1-Erreger gebe, bestehe die Gefahr, dass er bis dahin zu einem neuen Virus mutiere, der auch den Menschen angreife, erklärten gestern gemeinsam die Weltgesundheitsorganisation WHO, die UN-Agrarorganisation FAO und die Welttiergesundheitsorganisation OIE. „Es gibt immer die Möglichkeit, dass eine solche Epidemie zu einer ernsten, weltweiten Pandemie wird, die nicht nur einige hundert Personen betrifft, sondern Millionen von Menschen in der Welt töten würde“, sagte WHO-Vertreter Shigeru Omi gestern in Vietnams Hauptstadt Hanoi.

Derzeit bewege sich der beim Menschen vorkommende Grippevirustyp H3N2 von Europa und den USA auf Asien zu, wo er auf das Geflügelpest-Virus H5N1 treffen könnte. Die Angst der UN-Experten ist, dass dies zur Bildung eines neuen, von Mensch zu Mensch übertragbaren Virus führt. „Wir haben nur wenig Zeit, diese Bedrohung abzuwenden“, sagte FAO-Direktor Jacques Diouf gestern in Rom. Die drei Organisationen fordern daher eine weltweite Anstrengung gegen die weitere Ausbreitung der Vogelgrippe. „Mit Sars haben wir gelernt, dass wir neuen Bedrohungen der Gesundheit nur in Zusammenarbeit begegnen können“, sagte WHO-Chef Lee Jong-Wook. Zunächst gehe es darum, Geld bereitzustellen, um asiatische Geflügelfarmer für die Tötung ihrer Bestände entschädigen zu können. Auf einer Konferenz heute in Bangkok wollen Minister aus der Region mit Experten über das weitere Vorgehen beraten.

Als zehntes asiatisches Land bestätigte China gestern den Ausbruch der Vogelgrippe. Ein Massensterben von Enten in einem Dorf der südchinesischen Grenzregion Guangxi gehe auf den Erreger H5N1 zurück, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. In Vientiane räumte die Regierung erstmals ein, dass auch Laos von der Geflügelpest betroffen ist. Allerdings handele es sich dabei um eine harmlosere Variante als im benachbarten Vietnam, wo bereits mindestens sechs Menschen an der Grippe starben. Thailand meldete seinen zweiten Grippetoten, einen sechsjährigen Jungen. Auf der indonesischen Ferieninsel erkrankte ein dreijähriger Junge an Vogelgrippe-artigen Symptomen, dessen Mutter auf einer Geflügelfarm arbeitet. Eine Blutprobe werde im Labor untersucht, sagte der Leiter der Gesundheitsbehörde der Insel. In Kambodscha bestätigte sich der Vogelgrippe-Verdacht bei zwei Patienten. Alle Opfer hatten sich bislang bei erkrankten Tieren angesteckt.

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