Mega-Cities versus Land

In Düsseldorf präsentiert sich noch bis Sonntag die koreanische Filmszene. Sie thematisiert zunehmend den Verlust traditioneller Werte in einem Land mit turbokapitalistischer Gesellschaft

VON HOLGER ELFES

Das koreanische Kino befindet sich seit mehr als einem halben Jahrzehnt in einer Aufschwungphase. In Asien und langsam auch weltweit stoßen Filme aus Südkorea auf wachsendes Interesse. Anlass für den „Corean Cinema Club“, in Düsseldorf ein Festival des Koreanischen Films zu veranstalten, das noch bis Sonntagabend andauert.

“Wir wollen einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen in unserem Land geben“, sagt Song Young-Goo, Organisator der Filmreihe. Anders als Japan, China oder Hong Kong würde Korea als Filmland bisher nur wenig wahrgenommen: „Die deutsch-koreanischen Beziehungen sind vor allem wirtschaftlich geprägt, der kulturelle Austausch lässt noch zu wünschen übrig“. Die Koreaner interessierten sich sehr für die deutsche Kultur, hierzulande müsse das Interesse noch geweckt werden. Daher findet jetzt zum zweiten Maldas Filmfestival statt. Zwölf Filme werden im Ufa-Kino am Hauptbahnhof gezeigt. Das Publikumsinteresse ist rege, was sicher auch an den moderaten Eintrittspreisen und der großen koreanischen Gemeinde liegt.

Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl der Filme war deren Erfolg an den Kinokassen. Das Programm bietet deshalb auch einen interessanten Einblick in den Publikumsgeschmack des fernöstlichen Landes. Der unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem hierzulande oder in den USA. Immer wieder geht es um Liebe, Freundschaft und die Probleme, in einer modernen turbokapitalistischen Gesellschaft klar zu kommen.

Beeindruckend wird das in „The way home“ erzählt: Das Großstadtkind Sang-U muss einige Zeit bei seiner Großmutter auf dem Lande verbringen. Die stumme alte Dame lebt in einer abgelegenen Bergregion und kann sich nur mühsam mit ihrem Enkel verständigen. Weil er auf Skateboard und Game Boy verzichten muss, wird der Kleine rebellisch. Doch immer antwortet die Großmutter auf die Gemeinheiten mit Geduld und Freundlichkeit. So wird mit der Zeit aus der Fremdheit Freundschaft. Regisseurin Jeong- Hyang Lee hat für die Rolle der Großmutter in ihrem wunderschön fotografierten Film eine Laiendarstellerin ausgewählt, die vor den Dreharbeiten noch nie ein Kino besucht hatte.

Das Thema Großstadt:Land zieht sich wie ein roter Faden durch mehrere Produktionen. Offenbar wird den Koreanern der Verlust von traditionellen Werten durch die rasante wirtschaftliche Entwicklung schmerzlich bewusst: In der amüsanten Komödie vom „Lehrer Bong-Du Kim“ prallt die geballte Seouler Unmoral auf die unschuldige Reinheit der Provinz – Happy End aber garantiert. Gezeigt wird auch der in Venedig preisgekrönte Film „Oasis“ über die Liebe zweier gesellschaftlicher Außenseiter. Regisseur Lee Chang-dong ist mittlerweile Koreas Kulturminister.

www.koreafilmfestival.de