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Archiv-Artikel

Rechte Gewalt – ein Beispiel für viele

Von HKL

Die Straßenzüge um den Schöneberger Nollendorfplatz stellt man sich als toleranten Multikulti-Kiez vor. Entsprechend sind im Wohnheim des Studentenwerks in der Nollendorfstraße mehr als die Hälfte aller Bewohner nichtdeutscher Herkunft. Umso erstaunter war Onur S.*, Naturwissenschaftlerin türkischer Herkunft, als eine deutsche Mitbewohnerin begann, sie mit rassistischen Sprüchen wie „Alle Ausländer sind dreckig“ zu beleidigen.

Onur S. sagt, die Situation sei im Oktober eskaliert. Zunächst habe Marianne K.* sie vor Zeugen mit einer Axt bedroht. Onur S. alarmierte die Polizei. „Die Beamten sagten, sie könnten nichts unternehmen, weil es nur eine Drohung gewesen sei.“ Zwei Tage später, am 21. Oktober, erlitt Onur S. Kopf- und Gesichtsverletzungen, als Marianne K. sie in der Küche angriff. Zeugen bestätigten der taz, dass Marianne K. anschließend den Arm zum „Hitlergruß“ hob und „Heil Hitler“ rief.

Fragt man beim Studentenwerk nach den Hintergründen der Auseinandersetzung zwischen Onur S. und Marianne K., sind die Rollen klar verteilt. Onur S. habe ihre Nachbarin durch laute Musik gestört. Daher sei die Situation eskaliert. In der Polizeidirektion 4 in der Gothaer Straße gilt ein „Streit unter Zimmernachbarn“ als Hintergrund. Justizpressesprecher Björn Retzlaff verweist darauf, dass die Ermittlungen nicht abgeschlossen seien. Sollte sich ein rechtes Propagandadelikt nach Paragraf 86 a StGB – als solches gilt der „Hitlergruß“ – bestätigen, würde die Staatsschutzabteilung das Verfahren übernehmen.

*Namen geändert  HKL