Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Das ist die Band, die mehr Staub gefressen hat als alle Surfkapellen zusammen, das ist die Band, die wirklich alles gesehen hat; jede einzelne Mehrzweckhalle in Deutschland, um dieses so hüftlahme Land überhaupt erst mit Rockmusik zu missionieren, und dann wirklich jeden weiteren Zipfel dieser Welt. Immer aus dem Bus gestiegen, sich in den Staub gesetzt und mit allen gespielt, die gerade auf der Kreuzung herumgestanden haben. Seit 1969 also sind Embryo unterwegs, auf einer endlosen Tour, die man nur noch metaphysisch als Lebensprinzip begreifen kann – und damit hängt auch zusammen, dass es das große, abgeschlossene Werk der musikalischen Rumtreiber tatsächlich nicht gibt. Embryo-Platten sind unterhaltsam. Nicht aber wirklich zwingend (in dem Sinn, wie „Bitches Brew“ von Miles Davis zwingend, den Standard setzend, ist). Embryo muss man live hören, um deren Magie zu verfallen (selbst wenn man manchmal manche Franse drumherum überhören darf): bei der durch Berlin gesprenkelten Tour anlässlich des 35-jährigen Bestehens gibt es reichlich Gelegenheit, zum Beispiel am heutigen Freitag im Supamolly, und ganz unbedingt dann am Sonntag im Kato, weil da zu Embryo solche Jazzlegenden wie Monty Waters, Larry Porter und Sirone mit auf die Bühne kommen, die gleichfalls einiges zu erzählen haben. Harter Schnitt. Neulander. Synthiepop als die Folklore aus den U-Bahnschächten, mit Rock-’n’-Roll-Gewissen (der eine Teil, Adam Peters, war Keyboarder bei Echo & The Bunnymen) und zwei Unzen voll wohl gewähltes Experiment (der andere Teil, Korinna Knoll, studierte Kunst). Mit schön unterkühlt köchelnden Melodien, die einen etliche Stationen lang schwelgen lassen. Am heutigen Freitag in der Pfefferbank. Am Mittwoch im Ausland: Die Weltraumforscher, verspielt und fast so schön wie einst Der Plan.