Good Bye, Berlinale! Stars bleiben weg

Die Oscar-Nominierungen werfen ihre Schatten auf die Berlinale. Die Hollywood-Schauspieler bleiben zu Hause

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und manchmal überschneiden sie sich dabei. Weil die Oscar-Verleihung in diesem Jahr auf den 29. Februar vorverlegt wurde, treten die Vorbereitungen für das große Hollywood-Spektakel in Konkurrenz zu den Filmfestspielen in Berlin, die am 5. Februar im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz eröffnet werden. So werden sich alle nominierten Oscar-Kandidaten bereits am 9. Februar, also nur wenige Tage nach dem Berlinale-Auftakt, in Los Angeles zum traditionellen Diner versammeln. Wer auf der Kandidatenliste steht und zugleich mit einem Film im Wettbewerb der Berlinale vertreten ist – die Schauspieler Diane Keaton, Charlize Theron oder Jude Law zum Beispiel –, wird daher bestenfalls für eine Stippvisite am Anfang der Berlinale erwartet, was bei den Boulevardzeitungen in Berlin bereits Depressionen verursacht.

Früher boten die bevorstehenden Oscar-Nominierungen in Berlin stets Anlass für Spekulationen. In diesem Jahr nun hat die US-Filmakademie bereits im Vorfeld ihre Nominierungen vorkündet, am Dienstag in Beverly Hills. Als großer Gewinner deutet sich dabei der dritte Teil der „Herr der Ringe“-Trilogie an. Elfmal wurde er nominiert, darunter in den Kategorien für den besten Film, die beste Regie (Peter Jackson) und das beste Drehbuch. Nur bei den Schauspielern lagen andere vorn: Diane Keaton („Was das Herz begehrt“), Charlize Theron („Monster“), Naomi Watts („21 Gramm“), Samantha Morton („In America“) und Keisha Castle-Hughes („Whale Rider“) bei den weiblichen Hauptrollen, Johnny Depp („Fluch der Karibik“), Bill Murray („Lost in Translation“), Ben Kingsley („House of Sand and Fog“), Jude Law (für seine Rolle im Berlinale-Eröffnungsfilm „Unterwegs nach Cold Mountain“) oder Sean Penn („Mystic River“) bei ihren männlichen Counterparts. Woran sich ablesen lässt, dass der „Herr der Ringe“, Teil 3, kein ausgesprochener Schauspielerfilm war.

Er ist auch nicht der einzige Favorit für den Oscar als „bester Film“: Im Wettstreit liegt er mit der melancholischen Komödie „Lost in Translation“ von Sofia Coppola, dem Rennpferd-Drama „Seabiscuit“, „Mystic River“ von Clint Eastwood sowie mit „Master and Commander“ von Peter Weir. Letzterer konnte insgesamt zehn Nominierungen einsammeln, darunter für die beste Regie sowie die besten Spezial-Effekte. Dicht gefolgt wird er von „Mystic River“, der vor allem bei den Nominierungen für die Schauspieler-Oscar vorne liegt: etwa für den besten Hauptdarsteller (Sean Penn), für die beste Nebendarstellerin (Marcia Gay Harden) sowie für den besten Nebendarsteller (Tim Robbins).

Entgegen den Erwartungen hierzulande nicht nominiert wurde dagegen die deutsch-deutsche Komödie „Good Bye, Lenin!“, die sich Chancen auf einen Oscar für den besten ausländischen Film ausgerechnet hatte. Trösten können sich die Macher dafür über Zuspruch aus Frankreich. Dort wurde der versöhnliche Abgesang auf die DDR vom Fachblatt Le Film Français gerade für ihren prominenten Filmpreis auserkoren. Die „Trophäe des europäischen Films“ für den größten Kassenschlager des Kontinents des vergangenen Jahres wird am 5. Februar an das bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnete Werk von Wolfgang Becker vergeben. Genau an dem Tag also, an dem in Berlin die Filmfestspiele beginnen.

DANIEL BAX