: Ein Tag im Meer
Die Berliner Ausstellung „Wasserwelten“ macht Kinder zu Meereskennern – mittels Zeichentrickserien und TV-Dokus
„Das ist eine Wasserkugel“, vermutet Michelle (7) und meint einen Ball, auf dem eine animierte Projektion der Erde abgebildet ist. Nicht ganz richtig: Denn immerhin ein Drittel unseres Planeten besteht aus Landmasse, erklärt eine Expertin aus dem Film- und Fernsehmuseum. Das wissen nun auch die anderen kleinen Meeresforscher, die an Bord des Forschungsschiffs „Ice Bird“ die Wasserwelten erkunden.
Auf der fiktiven Expedition vom Süd- zum Nordpol begegnen die kleinen Forscher Pinguinen, Eisbären, Haien und Delfinen. Denn das sind die Tiere, die in Sendungen und Filmen zum Thema Wasser am häufigsten vorkommen. Auf ihrer Reise können die Kinder anhand von Ausschnitten aus Filmen, Wissens- und Zeichentricksendungen Wissenswertes über die Meeresbewohner und ihre Lebensräume lernen. Dabei werden dokumentarische und fiktive Geschichten nebeneinandergestellt: So können die Besucher den kleinen Zeichentrickeisbären Lars mit seinen realen Vorbildern vergleichen. Philipp (10) schaut gebannt einer Dokumentation zu, in der ein Eisbär auf Robbenjagd geht. Der Junge ist nicht beunruhigt, aber sehr interessiert an dem ab sechs Jahren freigegebenen Film.
Kindgerecht ist auch die interaktive Inszenierung der Ausstellung. An Bord des Schiffes sollen an zehn Stationen verschiedene Aufgaben gelöst werden: So gibt es z. B. in der Bordbibliothek Kinder- und Fachbücher, in denen man nachlesen kann, was „Blubber“ ist oder mit einem Fernrohr bis zum Nordpol sehen kann. Dort geht es dann runter vom Schiff und rein ins Meer. In der Unterwasserwelt werden die Reisenden von Spongebob empfangen und können einen echten Meeresschwamm anfassen: Ist er Tier oder Pflanze? Die Forschungsergebnisse tragen die Reisenden in ihr Bordprotokoll ein. Haben sie alle Fragen richtig gelöst, bekommen sie einen Expertenausweis, mit dem sie kostenlos in eine Kinovorstellung gehen können.
Die Idee der Ausstellung – den Kindern das Wasser und seine Bewohner über Film- und Fernsehausschnitte näher zu bringen – funktioniert natürlich super, denn Kinder lieben Fernsehen. Laut Flimmo, einem Printmagazin, das Eltern Tipps zur Fernseherziehung gibt, hat diese Liebe verschiedene Motive: einerseits das Bedürfnis nach Unterhaltung und Spaß, andererseits Abenteuerlust und die Befriedigung des kindlichen Wissensdurstes. Alldem wird die Ausstellung auf jeden Fall gerecht.
Aber auch für erwachsene Begleiter hat sie ihren Reiz. Neben fantastischen Naturdokumentationen wie „Unser blauer Planet“ oder „Die Reise der Pinguine“ sind auch Filmklassiker wie „20.000 Meilen unter dem Meer“ und „Nomaden der Lüfte“ zu sehen. Zudem gibt es einen Ausschnitt aus der 19. Folge der US-„Sesamstraße“ von 1969, in der Kermit der Frosch mit Taucheranzug in einer Unterwasserwelt den Beatles-Song „Octopus’s Garden“ singt. Die Folge lief in den 80er-Jahren auch in Deutschland, sodass „Im Garten eines Kraken“ wohl so manchen an seine eigenen Kindertage erinnern dürfte. JANINE LAMANN
Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Januar 2009 in der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen in Berlin zu sehen