: Geheime Story aus der Quelle
Im Hamburger al-Qaida-Prozess sagte angeblicher iranischer Ex-Agent aus. Das Gericht hegt Zweifel an der Darstellung des Kronzeugen, den die Anklage aus dem Hut zauberte
Hamburg taz ■ Im so genannten zweiten Hamburger „Terrorhelfer“-Prozess gegen Abdelghani Mzoudi ist die Überraschung ausgeblieben. Der vermeintliche Kronzeuge gegen den Marokkaner, der iranische Dreifach-Geheimagent mit dem Decknamen „Hamid Zeza Zakeri“, blieb bei seiner gestrigen Vernehmung vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht nebulös. Die Bundesanwaltschaft hatte Zakeri vor einer Woche – einen Tag vor der angesetzten Urteilsverkündung – überraschend präsentiert, um zu belegen, dass Mzoudi doch in die Anschläge des 11. September eingebunden gewesen war. Für den Bundesnachrichtendienst (BND) sowie den US-Geheimdienst CIA war Zakeri schon vor seiner Aussage ein „monumentaler Märchenerzähler“.
Der iranische Ex-Agent, der mit auffälligem Bart und Nickelbrille getarnt erschien, gab zu, Mzoudi persönlich „nie gesehen zu haben“. Er sei aber im Verlauf einer Geheimdienstoperation mit Israel „durch meine Informanten an geheime Information über Mzoudi gelangt“. Demnach habe sich Mzoudi 1997 drei Monate lang in einem al-Qaida-Ausbildungslager im Iran aufgehalten. Dort sei er in Praktiken zum Lesen von Geheimcodierungen ausgebildet worden. Danach habe Mzoudi Kontakt zu einer Person in Düsseldorf mit dem Decknamen „Salari“ unterhalten. „Für den Vorfall war er dann der Verantwortliche für das Empfangen von Codes“, beteuerte Zakeri.
Um die Verwicklung des Iran in die Anschläge zu untermauern, gab Zakeri an, ein Jahr später im November 1998 den Hamburger Todespiloten Ziad Jarrah in einem Ausbildungslager der iranischen Revolutionsarmee 38 Kilometer von Teheran entfernt gesehen zu haben, in dem Ausländer im Entführen von Flugzeugen trainiert worden seien.
Über eine „andere Quelle“ will Zakeri dann erst wieder nach seiner Flucht aus dem Iran 2001 am 16. Dezember vorigen Jahres per E-Mail an Informationen gekommen zu sein. In dem elektronischen Brief wurde von einem Treffen berichtet, an dem „meine Quelle“ sowie hochrangige Offiziere der Revolutionsarmee und Verantwortliche der al-Qaida teilgenommen hätten.
Dabei sei die Runde zu der Einschätzung gekommen, dass Mzoudis Haftentlassung in Hamburg von der CIA veranlasst worden sei, damit er den Geheimdienst zu den Hintermännern führt. „Er sollte mit denen Verbindung aufnehmen, die noch nirgends auf der Welt in dem Zusammenhang erfasst worden sind.“ Da al-Qaida dies als Bedrohung ansehe, wollte man Mzoudi durch Briefbomben umbringen. „Man rechnete aber auch damit“, so Zakeri, „dass man ihn aus Deutschland ausweist und man ihn anschließend in Haft nehmen kann.“
Zakeri, der nach eigenen Angaben seit 1992 für die CIA und jüngst auch für den BND gearbeitet haben will, weigerte sich bis zuletzt, den Namen seiner „Quelle“ – den er als bekannten iranische Repräsentanten bezeichnet – preiszugeben. „Wenn das, was Sie uns hier schildern, richtig ist, und diese Quelle teilgenommen hat, dann ist doch für den iranischen Geheimdienst jetzt klar, wer die Quelle ist“, zeigte der Vorsitzende Richter Klaus Rühle Unverständnis. Danach schloss er die Beweisaufnahme. Das Urteil soll kommenden Donnerstag gesprochen werden. Peter Müller
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