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Archiv-Artikel

Learning by hearing

Sprachen lernen soll kinderleicht sein – mit entsprechenden Lern-CDs. Die gibt es für das Kindergarten- und Grundschulalter als CD-Rom für den Computer und als Hör-CDs

Es ist keine 30 Jahre her, da galten Sprachlabore als die modernen Hilfsmittel, um sich eine fremde Sprache einzutrichtern. Anstatt in einer Klasse einmal in 45 Minuten die Chance zu haben, einen englischen Satz zu sagen, sollten die SchülerInnen in die Kabinen gehen und dort pauken.

Die Methode ist out, die Sprachlabore herausgerissen. Die Arbeit in den Sprach-Kabinen macht keinen Spaß, und ohne Spaß lernt es sich schlecht. Zudem ist das Multimedia-Zeitalter über die Phase der Tonband-Technik längst hinaus. Stattdessen gibt es CDs und CD-Roms, in jedem Kinderzimmer steht ein Player, und jeder Computer kann praktisch als Sprachlabor benutzt werden.

„Ritter Rost“ zum Beispiel, das beliebte Kinderbuch, gibt es auf CD-Rom (erschienen bei Terzio). „Mister Twister“ stellt die CDU vor und sagt, er sei „eine Regisseur“, der ein „movie“ drehen will. Die Sprache von Mister Twister ist bunt gemischt, neue englische Worte werden mehrfach im zwanglosen Dialog auf deutsch wiederholt wie man eben ein Wort gegenüber der Großmutter, die nicht richtig hören kann, wiederholen muss. Und Mister Twister redet ein waschechtes Englisch. Lernen kann man da also viel, entscheidend ist die Frage nach der Lust.

„Den Anfang muss man sich immer anhören“, sagt Jonas, 10 Jahre alt, genervt. Er hat die CD-Rom ausprobiert. „Thank you dass wir dürfen hier drehen auf diese original Ritter Burg, but now its time to introduce my team“, sagt Mister Twister. Dreimal will man das aber eigentlich nicht hören. Wenn dann die Geschichte beginnt, kann man die Szenen einzeln anklicken. Und wer auf den Turm klickt, hört eben „tower“, so oft wie man es braucht.

„Brauch ich nicht mehr“, entscheidet Jonas und wendet sich dem Auto-Rennen zu. Das Problem: Wenn Lernsoftware auf dem Computer ansprechen und motivieren soll, dann muss sie so spannend sein wie „Age of Empires“ oder eben ein Auto-Rennen. Jugendliche, die lernen wollen, brauchen keinen Mister Twister und keinen Ritter Rost als Motivationshilfe, für die kleineren, fünf bis acht-Jährigen, macht das aber durchaus Sinn.

Neben den CD-Roms gibt es reine Hör-CDs, übrigens auch den „Rusty Movie“ von Ritter Rost, die kindgerecht und spielerisch die englische Sprache vermitteln. „Feste feiern – Englisch lernen“ zum Beispiel, von ‚Halloween‘ bis ‚Birthday Party‘ werden klassisch dialogische Hör-Geschichten in englisch-deutscher Mischung vorgetragen. Heute ist „pancake day, we need eggs, milk and flower.“ Blumen? Nein, Mehl, nicht „flowers“, Blumen. Und dann wird gebacken. Die Geschichten haben den Charakter von Lektionen in Schulbüchern. Kapitel vier: Das Geburtstagsfest. Der Vorteil der Methode: Es werden keine falschen Erwartungen geweckt. Spannend ist das nicht, aber nett und lehrreich.

Der absolute Hit im Kinderzimmer ist nach wie vor die Hexe Huckla: Eine spannende Geschichte, fesselnd erzählt und als Hörgeschichte gestaltet. Das beginnt mit dem fürchterlichen Wind, der die deutsche Huckla aus ihrem Baum hinwegfegt, sie hat Angst, und als sie irgendwo landet, in einem anderen Baum, da weiß sie nicht mehr, wo sie ist. Bis eine andere Hexe sich ihr schüchtern nähert, die komische Worte redet, „I am Witchy“, und das deutsch-englische Hexenpaar beginnt sich anzufreunden und so gut es geht auf deutsch-englisch zu verständigen. Schritt für Schritt geht das besser, man vergisst vollkommen die Zeit bei dieser Geschichte. In Kinderzimmern kann sie zig-mal laufen – wie eben deutsche Hörgeschichten auch. Am Ende kann nicht nur Huckla englisch, sondern auch die ZuhörerIn.

Die Hexengeschichten sind so erfolgreich, dass der Langenscheidt-Verlag gleich eine zweite CD und eine dritte – „Spuk im Hexenhaus“ – hinzugefügt hat. Da wagen es Huckla und Witchy, auf den Dachboden zu klettern, wo immer so merkwürdige Geräusche zu hören sind. Und da tanzt das Skelett von Onkel Kellington den Knochenklappertanz – die Geisterolympiade steht an. Und wer weiß schon, was Knochenklappertanz auf englisch heißt? Richtig: Alle Kinder, die etwas von Huckla und Witchy verstehen. Und wer Spaß an der englischen Fassung gehabt hat, wird mit Vergnügen die französische hören. Klaus Wolschner