: Lästige Angelegenheit
betr.: „Innovation/Rot-Grün: Gutes Programm, leider zu spät“, Kommentar von Christian Füller, taz vom 27. 1. 04
Sagt mal ganz ehrlich, diese lästige Angelegenheit aus der Vergangenheit, die Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse jenseits des rot-grün-neoliberalen Spektrums, die ist nicht mehr wirklich euer Ding, oder? Der Artikel samt Kommentar verliert sich so sehr in dem Wust alltäglichen politischen Wahnsinns, dass er die darunter liegenden Probleme als gegeben nicht einmal thematisiert.
Zugegeben, ein schwieriger Anspruch vielleicht an eine Tageszeitung, aber jenseits der Kritik der Verhältnisse liegt nur die Affirmation. Und genau das tut dieser Kommentar: Die Politik der Regierung hat „nicht ein einziges Problem: Sie ist zu spät.“ Das würde heißen, dass diese Gesellschaft sich vorher „intensiver über ihre Köpfe und ihre Kreativität streiten“ hätte sollen; die Problematik liegt aber vielmehr mal wieder ganz woanders. Ich möchte die alte Suppe vom bösen Neoliberalismus nicht noch einmal lauwarm servieren, zu oft ist sie schon aufgewärmt worden.
Trotzdem, ihr solltet euch genauer überlegen, welche Leute ihr in eurem Heft kommentieren lasst. Schließlich ist ein Pluralismus der Meinungen nur so lange spannend, wie er nicht im gesellschaftlichen Mainstream untergeht. KARSTEN BALGAR, Berlin