: Gut & besser böse
Believe the hype: The Kills sind das neue Ding, einfach weil sie auch von der Altersweisheit des Blues wissen
Man muss nur ein wenig Geduld haben. Warten können. Sich zwischendurch die Zeit mit seinen alten Liebschaften vertreiben und nebenher ein halbes Ohr den Trends schenken, weil nach den ehernen Kreislaufregeln des Geschäfts immer einer vorbeikommen wird, der auch den alten Säcken wieder eine Chance gibt. Den alten Säcken Fans, die noch was von Musik wollen. Die können jetzt mit den alten Scheiben von den Stones unterm Arm in den Trendbus steigen, um ganz vorneweg zu fahren. Das ist natürlich dieser „The“-Umtrieb. Die neu erwachte Lust an der dröhnenden Gitarre. Auch The Kills könnte man schnell als deren neuer Auswurf abhaken. Brav sind alle Vorschriften erfüllt: Das verwuschelte Outfit, die Promofotos im Fahndungsaufruflook, der schäbige Mülleimersound – meine Güte, nicht schon wieder. Um dann beim zweiten Check von deren Debütalbum „Keep On Your Mean Side“ doch verblüfft festzustellen, dass diese Musik japst und hechelt, ihr dabei aber beileibe nicht so schnell die Luft ausgeht, mit den genagelten Kinks-Riffs, dem bösen Stampfen von John Lee Hooker, dem bollernden Boogie im Hüftschwung von Slim Harpo. Natürlich haben die beiden Mittzwanziger auch die Lektionen von Jon Spencer gepaukt. Alles höllisch sexy. Viril aber möchte man’s nicht nennen, und das liegt keineswegs nur daran, dass dieKills so eine Frau/Mann-Konstellation sind. Mit „Keep On Your Mean Side“ haben sie eine moderne Bluesplatte gemacht haben. Kann man hören wie eine frühe Stones-Scheibe. Sollte man hören als deren Transzendenz. Schon Rock. Aber ohne Gockelei.