: Plädoyer fürs Bezahlstudium
Universitätspräsident Jürgen Lüthje fordert neue Studienfinanzierung: Gebühren sollen direkt in die Hochschulen fließen und dort nötige Verbesserungen mittragen
Hamburgs Universitätspräsident Jürgen Lüthje hat sich für Studiengebühren ausgesprochen. Mit öffentlich geförderten „Bildungsguthaben“, Stipendien und Darlehen könnten die Voraussetzungen für Eigenbeiträge zum Studium geschaffen werden. Der private Anteil, den Wirtschaft und Studierende für Bildung aufwenden, sei in Deutschland geringer als in vergleichbaren Ländern, sagte Lüthje.
Er befürworte den derzeitigen Protest der Hamburger Studierenden als ein Auflehnen gegen die langjährige Vernachlässigung der Hochschulen durch die Politik. „Die Situation an unseren Universitäten wird sich jedoch ohne Studienbeiträge nicht in dem Maße verbessern, wie das notwendig ist“, sagte Lüthje. „Dabei muss sichergestellt sein, dass das Studium nicht an den Vermögensverhältnissen scheitert und das Beitragsaufkommen ausschließlich zur Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt wird“, sagte der Jurist. Der seit fast drei Wochen andauernde Streik an der Uni richtet sich unter anderem gegen die Einführung des Bezahlstudiums.
Lüthje forderte, den Hochschulen mehr Autonomie einzuräumen. „Wir müssen von den ständig wechselnden Entscheidungen in Abhängigkeit von Wahlen und konjunkturellen Situationen unabhängig werden.“ Universitäten benötigten „langfristige Kontinuität“. Er schlug vor, ein Bildungsvermögen in Form einer „Stiftung Bildung und Wissenschaft“ zu errichten und verwies auf Kanada, wo ein ähnliches System erfolgreich wirke. „Der Verkauf des Goldschatzes der Bundesbank könnte ein hervorragender Einstieg in den Aufbau einer solchen Stiftung sein“, sagte Lüthje.
Mit seinem Plädoyer für Studiengebühren und stärkere Hochschulautonomie liegt Lüthje auf einer Linie mit Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos). Hamburg hat bereits Gebühren für Studierende eingeführt, die nicht in der so genannten Metropolregion gemeldet sind, sowie für Langzeitstudierende. Es gehört zu den sechs Ländern, die vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Verbot von Gebühren für das Erststudium durch den Bund klagen.
Dräger schlägt Gebühren von 2.500 Euro jährlich vor. Die Hochschulen könnten so Mehreinnahmen von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr einstreichen. Wie der Senator erechnet hat, stehen für ein Drittel aller Studierenden zinsfreie Darlehen zur Verfügung, die 520 Euro monatlich für den Lebensunterhalt einschließen und später einkommensabhängig zurückgezahlt werden.
Zwei Drittel, also der Großteil der Studierenden, muss nach Drägers Modell das Geld fürs Bezahlstudium selbst berappen. Der taz hatte Dräger kürzlich gesagt, Gebühren sollten der Verbesserung der Qualität des Studiums dienen, nicht aber für den Ausbau des Studienplatzangebots verwendet werden. dpa/wei