: Kundenjagd entzweit Ruhrstädte
Ein gemeinsames Konzept für zukünftige Einkaufszentren sollen die westlichen Ruhrgebietsstädte noch im Februar verabschieden. Doch die bauwütigsten Städte wollen lieber alleine planen
VON ANNIKA JOERES
Oberhausen und Duisburg wehren sich gegen das Einzelhandelskonzept „westliches Ruhregebiet“ der Bezirksregierung Düsseldorf. „Wir werden den Plan nicht im Rat verabschieden“, sagt Duisburgs Planungsdezernent Jürgen Dressler. Auch Oberhausen will erst nach „gravierenden Änderungen“ zustimmen, sagt Sprecher Rainer Suhr.
Dabei hatte Düsseldorfs Regierungspräsident Jürgen Büssow in der vergangenen Woche behauptet, die westlichen Ruhrstädte hätten sich auf ein gemeinsames Konzept geeinigt. Düsseldorf, Duisburg, Essen, Mülheim und Oberhausen würden sich in Zukunft absprechen, wenn sie Einkaufszentren mit ein paar tausen Quadratmetern Fläche bauen wollen. Nach einem von Büssow in Auftrag gegebenen Gutachten scheint diese Absprache für die Ruhr-Zentren überlebenswichtig:Wenn alle bekannten Planungen der Städte in den nächsten Jahren realisiert würden, gäbe es im westlichen Revier 250.000 Quadratmeter Verkaufsfläche zuviel. Weniger EinwohnerInnen mit weniger Geld würden die bestehenden Einkaufsmeilen zum Kollaps bringen. „Nur gemeinsam können wir den ruinösen Wettbewerb um Kunden stoppen“, sagte Büssow.
Duisburg sieht seinen Ruin allerdings in Büssows Konzept. „Duisburg steht vor einem dramatischen trading down, da können wir uns nicht abstimmen“, sagt Planungsdezernent Dressler. Von den größeren Städten des Ruhrgebiets sei die Hafenstadt am schlechtesten aufgestellt, jetzt müssten radikale Konzepte her. „Wir können die Interessen der Städte nicht auf Harmonie trimmen.“ Aus Dresslers Sicht dürfen die anderen Städte Duisburg nicht kritisieren. Essen und Dortmund hätten beispielsweise doppelt so viele Geschäfte. Das wird sich in Zukunft ändern: Duisburg plant mit dem Multi Casa am Hauptbahnhof und dem Forum in der Innenstadt zwei Einkaufszentren mit zusammen über 100.000 Quadratmetern Verkaufsfläche – die größten Projekte des Ruhrgebiets. Sollten die Nachbarstädte mitplanen dürfen, würde die Vision zumindest abgespeckter ausfallen.
Solche Folgen befürchtet auch Oberhausen. Die Stadt will sein Centro noch um weitere 30.000 Quadratmeter aufstocken. Wesel, Dinslaken und Voerde wollen den Plan verhindern. „Die anderen Städte wollen uns deckeln“, sagt Sprecher Suhr. Das kundengesegnete Oberhausen ist gegen jede Einmischung der Politik: „Der Markt wird die richtige Anzahl an Einkaufsflächen selbst herausfinden“, sagt Suhr. Das gemeinsame Einzelhandelskonzept würde der Oberhausener Rat nur verabschieden, wenn der Stadt noch „größtmögliche Freiräume“ zugesichert würden.
Annette Ernst, Planungsdezernentin bei der Bezirksregierung Düsseldorf, warnt vor einem Alleingang. „Das wäre für die gesamte Region sehr unglücklich.“ Jede Stadt müsse Rücksicht nehmen, sie sei auch weiterhin zuversichtlich, dass am Ende alle Räte zustimmen.
Zumindest Mülheim will das Konzept annehmen. „Wir haben das Problem erkannt“ sagt Stadtplaner Rolf Hornbostel. Jede Stadt müsse sich jetzt in die Augen sehen und Flächen abbauen. Überrascht ist er nicht über die Ablehnung von Oberhausen und Duisburg. „Die haben noch zuviele Pläne in der Leitung.“