ausländerbeauftragte
: Eine Lösung aus Westdeutschland

Seit Monaten wird in Berlin eine Person gesucht, die es, so viel kann man jetzt schon sagen, nicht leicht haben wird. Am 1. Juni nämlich gibt die langjährige Ausländerbeauftragte, Barbara John, ihren Posten ab. 21 Jahre oblag es John, CDU-Mitglied, sich für die Belange der MigrantInnen in Berlin einzusetzen. Das sind zwei Jahrzehnte oder auch rund zwei MigrantInnengenerationen. Schon im vergangenen Herbst schien eine Nachfolgerin gefunden. Ein senatseigenes PR-Desaster ließ die Kandidatin im Medienansturm untergehen, bevor sie Flagge zeigen konnte.

Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF

Diesmal war die Sozialverwaltung klüger. Unter Aufbietung aller Geheimniskrämerei blieb der Flurfunk stumm, was die Gerüchteküche nicht kalt ließ. Die brodelte heftig und kredenzte schließlich den Namen Günter Piening.

Es ist nicht zu verhehlen, dass die Enttäuschung zunächst überwiegt. Warum ein Mann und keine Frau? Warum ein Westdeutscher aus Bielefeld und kein Migrant aus Berlin? Nun, das Auswahlverfahren war gründlich. Und zudem offenbar bestimmt von dem Wunsch der Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS), jemanden zu finden, der den Berliner Förderfilz nicht kennt. Das ist ihr gelungen: Piening hat gute Chancen, sich unvoreingenommen seiner Aufgabe in Berlin zu widmen. Als Grüner könnte er zudem Rot-Rot Paroli bieten, und als Deutscher ist er zunächst unverdächtig, MigrantInnen eines Herkunftslandes gegenüber anderen zu bevorzugen. Obwohl John großes Ansehen genießt, wird es doch Zeit, die Perspektive zu wechseln. Piening genießt fachlich einen guten Ruf. Seien wir also gespannt.