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Archiv-Artikel

Blutbad in der Wüste

US-Armee meldet 1.000 irakische Tote bei bisher schwerster Schlacht des Krieges südlich von Bagdad. Immer mehr Fronten im Bodenkrieg. Hilfsaktionen starten, die UNO plant einen großen Hilfsappell

Von D.J.

BERLIN taz ■ Die britischen und US-amerikanischen Truppen im Irak werden in immer heftigere Schlachten mit der irakischen Armee verwickelt. Nach US-Militärberichten wurden gestern bei der bisher größten Schlacht des Krieges 1.000 irakische Soldaten in der Nähe der Stadt Nadschaf getötet. Irakische Einheiten hatten eine Panzerkolonne der 7. US-Kavallerie in einen Hinterhalt gelockt und mit Raketen beschossen. Die US-Soldaten schossen zurück. Es sei „wie eine Szene aus ‚Apocalypse Now‘ “ gewesen, wurde ein US-Soldat in Armeeberichten zititert. Geheimdienstkreise in Washington sagten, es habe möglicherweise auch „hohe Verluste“ auf US-Seite gegeben. Gestern Abend attackierten Kriegsflugzeuge der Verbündeten irakische Fahrzeugkolonnen südöstlich von Basra.

Zum ersten Mal gestand das Pentagon ein, dass man die Stärke und Schlagkraft der irakischen Truppen möglicherweise unterschätzt habe. Gleichzeitig bereitete Präsident Bush die Amerikaner erneut auf einen längeren Krieg vor. Bush warnte, je näher die US-Truppen Bagdad kämen, desto gefährlicher werde es. Nadschaf liegt 160 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt und auf dem Weg jenes Teils der US-Streitkräfte, der bereits letzte Woche rasch durch die südirakische Wüste vorstieß. Die 3. US-Infanteriedivision ist in der Nähe von Kerbela, dem nördlichsten Punkt des US-Vormarsches, in Kämpfe gegen die Republikanischen Garden Saddam Husseins verwickelt.

Gestern Nachmittag wurde von US-Seite gemeldet, die 36.000 Mann starken Garden hätten begonnen, Brücken über den Euphrat zu zerstören, den die US-Streitkräfte überqueren müssen, um Bagdad zu erreichen. Außerdem seien sie in Richtung der strategisch wichtigen Stadt Nassirija am Euphrat unterwegs. In Nassirija sind US-Streitkräfte seit Tagen in schwere Kämpfe gegen irakische Einheiten verwickelt. 5.000 Gardisten in 1.000 Fahrzeugen seien zur Verstärkung der irakischen Verteidigungslinien in Nassirija unterwegs, hieß es von US-Seite.

Am Abend wurden US-Vorstöße in Richtung al-Kud gemeldet, das weit nördlich von Nassirija am Tigris auf der Hauptstraße von Bagdad nach Basra liegt. Der Vormarsch sei rund 40 Kilometer nördlich von Nassirija gestoppt worden, berichtete ein Reuters-Korrespondent. Der Bodenkrieg wird somit beweglicher, die Fronten mehren sich – während wegen der Sandstürme die Sicht manchmal nur 500 Meter beträgt.

Die US-Truppen in der Golfregion sollen verstärkt werden. Die ersten von insgesamt 12.000 Soldaten der 4. Infanteriedivision würden heute vom Stützpunkt Fort Hood im US-Bundesstaat Texas an den Golf aufbrechen, kündigte gestern eine Armeesprecherin an. Auch die britische Regierung soll um Entsendung von 4.000 weiteren Soldaten in den Irak gebeten werden.

Unterdessen lief im Südirak die erste größere Hilfsaktion an. Ein Konvoi mit rund 40 Fahrzeugen der britischen Streitkräfte war gestern nach Basra mit Tagesrationen an Wasser und Lebensmitteln für 60.000 Menschen unterwegs. Erwartet wurde außerdem ein britisches Kriegsschiff mit 200 Tonnen Lebensmitteln und 90 Tonnen Trinkwasser. Ärzte ohne Grenzen setzte aus Jordanien einen Lastwagenkonvoi mit zehn Tonnen Medikamenten für Bagdad in Bewegung. Das UN-Welternährungsprogramm WFP kündigte einen Appell zu Hilfen in Höhe von 1 Milliarde Dollar an – es wäre der umfangreichste in der Geschichte der UNO. D.J.