: Erreger der Lungenseuche identifiziert
Hamburger Mikrobiologen vermuten, dass das SARS-Virus von Hühnern auf den Menschen übergegangen ist
„Wir haben den Erreger der atypischen Lungenentzündung identifiziert und glauben, dass es keine Seuchengefahr gibt“, ist der Direktor des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI), Professor Bernhard Fleischer, zuversichtlich. Die Ursache der als „Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom“ (SARS) bezeichneten Lungenentzündung, an der mitterweile weltweit fast 1.000 Personen erkrankt sind, sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ ein so genanntes Corona-Virus, das vermutlich von Tieren auf den Menschen übertragen worden sei. Infektionsgefahr bestehe nur bei besonders engem Kontakt zu Erkrankten.
Die Hamburger haben den SARS-Erreger nach Fleischers Worten jetzt zeitgleich mit einer US-amerikanischen Forschungseinrichtung identifiziert und damit die Grundlage für eine Behandlung der Krankheit gelegt. „Die Symptome der Krankheit sind zunächst unter anderem hohes Fieber, Husten und Kurzatmigkeit“, erklärt Professor Fleischer.
Die Inkubationszeit – also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Lungenentzündung – dauere etwa zwei bis sieben Tage. „In dieser Zeit besteht keine große Ansteckungsgefahr.“ Da es sich um eine Tröpfcheninfektion handele, sei nur bei einem direkten und nahen Kontakt zu einem Erkrankten mit einer Ansteckung zu rechnen.
Der Erreger ähnele Vogelkrankheiten verursachenden Corona-Viren mehr als denjenigen, die ansonsten Infektionen beim Menschen hervorrufen. „Wir denken, dass das Virus von Hühnern auf den Menschen übergegangen ist“, sagt der Mikrobiologe. Sich schnell ausbreitende Infektionswellen würden häufig von Viren tierischer Abstammung verursacht, da das menschliche Immunsystem diese „neuen“ Erreger zunächst schlecht abwehren könne. So sei Influenza von Hühnern, Ebola von Affen und die von Bakterien ausgelöste Borreliose von Rehen und Nagetieren auf den Menschen übergewandert.
Die bislang bekannten Erreger aus der Familie der Corona-Viren lösen meist nur leichtere Erkältungskrankheiten aus. „Dieses scheint ein neues zu sein, dessen Eigenschaften man natürlich nicht kennt“, sagte Professor Fleischer. Ein Medikament zu entwickeln sei schwierig. Man könne aber mal ausprobieren, ob bekannte Mittel gegen Viren helfen. Generell seien Corona-Viren sehr ansteckend. Warum das Virus so plötzlich aufgetreten ist, können die Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts noch nicht erklären. RTR, DPA