Peace-Zeichen im Gesicht

Zehntausende von SchülerInnen protestierten gestern wieder in mehreren Städten gegen den Krieg. Nach Ausschreitungen in Hamburg erheben Teilnehmer jetzt schwere Vorwürfe gegen die Polizei

BERLIN epd/dpa/ap/taz ■ Die Proteste gegen den Irakkrieg entwickeln sich zu einer neuen politischen Bewegung vor allem unter SchülerInnen – was vielleicht auch daran liegt, dass die Studenten noch Semesterferien haben. Zehntausende von Jungen und Mädchen haben gestern wieder in mehreren Städten Deutschlands gegen den Irakkrieg protestiert. In Dresden gingen 10.000 SchülerInnen aus den 5. bis 12. Klassen auf die Straße und gruppierten sich auf dem Theaterplatz zu einem Peace-Zeichen. Der Stadtschülerrat hatte zu der Demonstration aufgerufen.

Während ihres Friedensmarsches durch die Dresdner Altstadt skandierten die Demonstranten unter anderem „USA – internationale Völkermordzentrale“. Bei sommerlichen Temperaturen hatten sich viele SchülerInnen das Peacezeichen auf Gesicht oder Körper gemalt. Dem Aufruf folgten nach Angaben der Veranstalter nicht alle Schulen in Dresden, so dass ein Teil der Mädchen und Jungen, die dennoch an der Demonstration teilnahmen, als unentschuldigt fehlten.

Auch in Potsdam haben erneut 2.500 SchülerInnen gegen den Krieg protestiert. Schülervertreter der Potsdamer Schulen hatten zu der Veranstaltung aufgerufen. In Kiel demonstrierten 3.500 Jungen und Mädchen.

In Nordrhein-Westfalen haben seit Beginn des Irakkriegs am 20. März insgesamt über 160.000 Bürger auf mehr als 400 Protestveranstaltungen überwiegend friedlich gegen den Krieg demonstriert. Insgesamt seien nur 30 Straftaten – überwiegend Farbschmierereien – festgestellt worden, berichtete ein Mitarbeiter des Düsseldorfer Innenministeriums gestern. In der kommenden Woche sei weiterhin mit Demonstrationen zu rechnen, die Polizei geht von sinkenden Teilnehmerzahlen aus.

Nach den Ausschreitungen bei der Schülerdemonstration in Hamburg am Montag erheben Teilnehmer jetzt Vorwürfe gegen die Polizei. Angeblich hätten sich Schülerinnen nach der Veranstaltung auf der Polizeiwache ausziehen müssen, berichtete die Hamburger Morgenpost gestern. Außerdem hätten die Demonstranten während der Einkesselung durch die Polizei nicht ihre Eltern anrufen dürfen. Die Eltern mehrerer Schüler wollten jetzt Anzeige erstatten, hieß es.

Bei der Friedensdemonstration von über 20.000 SchülerInnen war es am Montag zu schweren Krawallen gekommen. Dabei setzte die Polizei Schlagstöcke und Wasserwerfer gegen die Kriegsgegner ein. 21 Personen wurden vorläufig festgenommen. Lehrer und SchülerInnen in Hamburg sollen jetzt im Rahmen einer „Aufklärungsoffensive“ über die Rechtslage bei Demonstrationen informiert werden.

Aus Protest gegen den Golfkrieg sind gestern um die 20 Mütter aus dem brandenburgischen Eisenhüttenstadt zu einem viertägigen Fußmarsch nach Berlin aufgebrochen. Die Frauen von der Initiative „Mütter gegen den Krieg“ wollen am Sonntag zu einer Kundgebung vor der US-Botschaft in der 150 Kilometer entfernten Hauptstadt ankommen und dort eine Friedensstafette abgeben.