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Archiv-Artikel

schurians runde welten Es kann nur einen geben

“Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht gespielt, wir waren noch in der Winterpause.“ (Jörn Andersen)

Vor mir lag das Spielfeld, auf dem sich eine mannshohe Bierflasche auftürmte, sich langsam nach oben reckte und mir wurde plötzlich klar, dass ich die Vorbereitung gründlich verpatzt habe. Wäre der starke Wind nicht gewesen, der Regen, der mich immer wieder im Gesicht streifte, es wäre mir noch schlechter gegangen zum Restrundenauftakt

Vor mir also diese Bierflasche, so vertraut, noch am Abend hielt ich sie in der Hand. Es blieb nicht bei der einen. Jetzt rebellierte mein Magen, im Nacken pulste der Bierwulst, der Kopf mühte sich nicht an Gestern zu denken: frische Gedanken! Dann dieses gemeine Geräusch, „plopp, plopp, plopp!“ akustisch öffneten sich drei Bierbügel, an der Anzeigetafel flimmert der Zwischenstand einer anderen Partie, meine Augen tränten, das gleiche noch ein paar Mal, verfluchter Ailton! Nicht schlapp machen. Durchatmen. Endlich Halbzeit, eine kräftige Suppe. Habe dann doch noch ins Spiel gefunden.

4.2. Ahlen - Oberhausen

Probleme, die Jörn Andersen kaum kennen wird. Aber ich weiß es besser, trank mit ihm im Pub im Norden der Insel, er schwärmte von Südnorwegen, plante ein Arrangement für unseren Sommerurlaub und Michael Schumacher, mit dem er fischen gehe, sei ein weniger guter Kicker, als man im Fernsehen vermute. Plopp, plopp, plopp. Neue Gedanken: Jörn Andersen steht an der Seitenlinie wie ein blonder Connor McLeod. Fällt ein Tor, reckt er die Arme mächtig nach oben, wirft den Kopf in den Nacken und lässt die Energie der Unendlichkeit durch seinen zähen Körper fluten. Eigentlich ist Andersen Jahrgang 763. Lebte dort an einem wüsten Fjord, wurde zum Unsterblichen, ein Highlander. Jetzt Fußballtrainer. Oberhausen wird aufsteigen, es kann nur einen geben!

5.2. Schalke - 1860

Stimmt nicht ganz. Andersen jagt Mike Büskens, den anderen Auserwählten. Die Tragödie des nicht alternden: ,Bujo‘ wird immer jünger, spielt bereits in der Schalker U 23, ist auf dem Sprung in die A-Jugend. Wurde dabei vom Profispieler zum hundertachtzigprozentigen Schalker. Sein Tagebuch kann das beweisen. Dortmund heißt für ihn nur Lüdenscheid, er preist Ebbe Sand als „Held vom Borsigplatz“. Wer nicht älter wird, kommt eben mit den Orten durcheinander. Vor dem Spiel der Ersten Mannschaft, die anknüpfen will an den wichtigen Auswärtssieg über die Borussia, spielt Büskens bereits um 12 Uhr in der Glückauf-Kampfbahn gegen den TSV Aindling. Wenn es nicht vorher zum großen Aufeinandertreffen der beiden Schwertträger gekommen ist irgendwo am Kanal. Eine gigantischer Kampf um Leben oder Erlösung – noch schöner als ein Tor.