: Doppelte Lottchen
Wenn die Kunst schon ohne Theorie lahmt, kann man auch gleich die Kunsttheoretiker zur Kunst machen. Ausgestellt in der Staatsbankberlin
Was ist das Jammern immer groß, dass es bei der Kunst gar nichts mehr richtig zu Gucken gäbe, dass sie dafür aber mit einem tonnenschweren theoretischen Unterbau in den Galerien abgestellt sei. Manche meinen, bei dem Bündnis Künstler/Kunstvermittler seien bereits die Letzteren die eigentlichen Produzenten. Also die Kuratoren, die Kritiker und Kunsttheoretiker. Was auch kein Beinbruch wäre. Weil erstens macht Denken Spaß, und zweitens schafft man aus solcher Ausgangssituation wieder hübsche Performancekunst. Wie der Künstler (und Theoretiker) Richard Jochum mit seinem „Dis-positiv“-Projekt, mit dem er die Theorie sozusagen anschaulich machen will. Ganz leibhaftig. Dafür lädt er Repräsentanten des Kunstbetriebs in die Staatsbankberlin. Und steckt sie als Ausstellungsstücke hinter Glas, wo sie dann in wechselnder Besetzung sich und ihre Arbeit darstellen dürfen. In Performances, in Sprechstunden oder Spielerunden. Zum Auftakt heute streiten sich Jonas Burgert und Ingolf Keiner, Ausstellungsmacher und Künstler, um einen Vogel, und immer dreht sich alles um Kunst und Kunstvermittlung, die wieder zu Kunst gerinnt, die den Kunstdiskurs bestimmt, der wieder die Kunst beeinflusst, die das Gespräch darüber neu justiert … Ein Ringelpiez. Was bleibet aber, stiften die Dichter. Äh, Kuratoren. Die Künstler? Ist doch eigentlich auch egal.