vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

„Pop“ hieß die Arbeit, die ihn bekannt machte. Auch hier in Berlin war sein skulpturales Selbstporträt als Sid Vicious in jener Elvis-als-Pistolenmann-Pose, wie sie durch Warhols Siebdruck überliefert ist, zu sehen, als die berühmt-berüchtigte Sensation-Ausstellung 1997 auf ihrer internationalen Tour in der Hauptstadt Halt machte. Sechs Jahre später bestreitet Gavin Turk jetzt mit „Spare Change“ seine erste Einzelausstellung bei Contemporary Fine Arts.

Der rote, kuschelige, wenngleich nicht ganz saubere Schlafsack, über den man gleich beim Eintreten in die Galerie Gefahr läuft zu stolpern, wirkt auch hier so, wie er in der Londoner Toreinfahrt gewirkt haben muss, in die ihn Turk plazierte: so täuschend echt, dass man es kaum glauben mag, er sei ein Bronzeguss. Das machte, zumindest in London, Ärger. Denn diejenigen, die ihn für bare Münze genommen und daher bare Münzen auf ihn geworfen hatten, wurden durch den harten Klang von Metall auf Metall empfindlich aus ihrer wohltätigen Träumen geschreckt. Doch, das konnte Gavin Turk von Anfang an: mit wenig, freilich intelligentem Aufwand viel Wirkung erzeugen. Und die Wirkung dann unaufwändig fortschreiben: Deshalb hängt neben dem Schlafsack auch die Vergrößerung der Zwei-Pence-Münze mit Queen Elizabeth II. an der Wand, die im Original einmal den unschicklichen Lärm erzeugte. „Straßenästhetik“ haben bei CFA auch der schwarze (Bronze-) Müllsack und die banalen (Bronze-) Pappkartons, die sich über ihren Titel als „Brillo“-Boxen allerdings als „Ausstellungsästhetik“ zu erkennen geben. Wie Turk uns zwischen diesen beiden Polen ins gedankliche und wahrnehmende Stolpern bringt, ist beachtlich.