Humankapital wehrt sich

Der Norden demonstriert in Hamburg gegen Bildungs- und Sozialabbau. Trotz Schietwetter marschieren 1.200 Leute hinter dem Motto: „Wissen verbindet“

Hamburg taz ■ Wer den Zwergenaufstand probt, muss zusehen, dass er auffällt. Mit roten Fang-den-Hut-Hauben zogen die Studierenden der von Streichung bedrohten „kleinen Fächer“, wie Uralistik oder Sprachlehrforschung, gestern bei der Nord-Demo gegen Bildungs- und Sozialabbau mit. Insgesamt rund 1.200 Studierende, Gewerkschafter und sozial Engagierte spazierten bei böigem Wind und Regen vier Stunden lang durch Hamburgs Innenstadt: vom Uni-Campus über den Hauptbahnhof, wo angereiste DemonstrantInnen in Empfang genommen wurden, und den Jungfernstieg zurück zum Campus.

Aufgerufen hatten die Studierendenschaften der Unis von Greifswald bis Emden, von Bremen bis Kiel, dazu Attac-Gruppen, Stadtteilinitiativen und Gewerkschaften. Selbst die Österreichische HochschülerInnenschaft war mit von der Partie.

„Es war von Anfang an unser Ziel zu zeigen, dass die derzeitige Umstrukturierung an den Hochschulen nicht zu trennen ist von der gesellschaftlichen Entwicklung“, sagt Fredrik Dehnerdt vom Streikkomitee der Uni Hamburg. Eine Politik der Verwertungsorientierung werde in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vorangetrieben. Die Demo sollte eine erste Brücke schlagen „zwischen all denen, die sich gegen die Reduzierung des Menschen auf ‚Humankapital‘ zur Wehr setzen wollen“. Wolfgang Rose von der Gewerkschaft ver.di warb für das Volksbegehren gegen den Verkauf der Hamburger Landesbetriebs Krankenhäuser.

Dehnert verlangte, die in Hamburg geplante Hochschulreform müsse gestoppt werden, da der Rechtssenat gescheitert sei. Der Gewerkschafter Horst Bethke vom Hamburger Sozialforum regte an, Nägel mit Köpfen zu machen und den Senat bei der Bürgerschaftswahl am 29. Februar abzuwählen. Wie viele andere forderte er mehr Geld für Bildung. „Geld ist genug da“ war auf einem Transparent zu lesen. Wissen, hieß es im Aufruf, solle die Lebensgrundlage aller verbessern. „Wissen verbindet – Wissen beseitigt Vorurteile, Wissen baut Ängste ab.“ Gernot Knödler