: Rocking Harmonists
Vielleicht ist Astra Kid die am härtesten arbeitende Band im Showbusiness. Auf jeden Fall aber begibt sich das Quartett aus Datteln jetzt auf eine große Norddeutschland-Tour
„Du bist Rockmusik für mich /Die Greatest Hits Teil 1 bis 10 /Und wer sagt, dass Rock tot sein soll / Den werd’ ich nie verstehn.“ Das Schlussstück von „Müde, Ratlos, Ungekämmt“, der zweiten Platte von Astra Kid, bringt so einiges an diesem Quartett auf den Punkt. Da ist die ungebrochene Liebe zum Rock, vornehmlich in seiner Independent-Variante. Zugleich ist „Du bist Rockmusik“ eines dieser charmant überschwänglichen Liebeslieder von denen die Band einige im Repertoire hat. Ausgerechnet diese Ode an die Rockmusik ist aber das unrockigste Stück auf der CD, mit einfacher Begleitung durch die akustische Gitarre und dem Harmonie-Gesang, auf den Astra Kid zu Recht so stolz sind.
Astra Kid kommen ursprünglich aus Datteln in der Nähe von Münster. Mittlerweile haben sie sich über den gesamten Ruhrpott verteilt – zumindest wenn sie nicht gerade auf Tour sind. Das ist seit vergangenem Sommer nahezu ununterbrochen der Fall. Im Februar und März kommen sie gleich mehrmals in unsere Region.
Stefan Götzers Wunsch, Frontmann zu werden, geht, nach eigenem Bekunden, auf den Moment zurück, in dem er Michael J. Fox’ „Johnny B. Goode“-Nummer in dem Film „Zurück in die Zukunft“ gesehen hat. Überzeugte Indie-Rocker sind er und sein Bruder Christian sowie Andre Raschke und Marc Baumann Anfang der 90er im Zuge des Nirvana-Erfolgs geworden. Das teilen sie mit einer ganzen Generation Mittzwanzigern in deutschen Rockbands. Was sie unterscheidet ist ihre unprätentiöse Herangehensweise ans Genre: Abgrenzungsgesten in Texten oder Haltung liegen ihnen fern.
Das merkt man auch der Musik an. Da wird schon mal das Tempo gedrosselt und die Gitarren dürfen unverzerrt zirpen. Die Harmoniegesänge führen nicht selten zu humorvollen Höhepunkten. Auf „Parken in Münster“ wird mit voller Inbrunst, zweistimmig gegeneinander gesetzt „Alles was ich will ist ein Parkplatz in Münster“ gesungen und im harmonischen Nachklapp „ohne zu zahlen“ aufgelöst.
Was sich banal liest, löst beim Hören Ausgelassenheit aus. Ein Effekt, den Astra Kid häufig erzielen, egal ob es im Text gerade darum geht, sich von seiner Freundin zu trennen oder beim Schwarzfahren erwischt zu werden. Immer bewahrt sie sprachlicher Witz und ein geschickter Gesangssatz vor dem szenetypischen Weltschmerz. Diese Offenheit und der Umstand, die wahrscheinlich am härtesten tourende Band in Deutschland zu sein, sollte ihnen ein großes Publikum bescheren. Dieter Wiene
Daten: 10. 02. Oldenburg - Amadeus, 19. 02. Hannover - Bad, 20. 02.Braunschweig - Rolling Stone, 21. 02. Aurich - JZ Schlachthof, 21.03. Hildesheim - Kufa Löseke @ Klub Loretta, 24. 03. Bremen - Lila Eule