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Archiv-Artikel

Taktik durchkreuzt

Dank Toren von Gerber und Meier: FC St. Pauli gewann gegen Trier trotz früher eigener Führung mit 2:1 und darf wieder auf Klassenerhalt hoffen

von MARCO CARINI

Rechenschieber raus: Nach dem gestrigen überraschenden 2:1-Sieg des FC St. Pauli beim Aufstiegskandidaten Eintracht Trier darf am Kiez wieder gerechnet und gehofft werden. Da Ahlen nur einen Punkt holte, ist der Abstand der Braun-Weißen auf einen Nichtabstiegsplatz in der 2. Bundesliga auf drei Punkte zusammengeschnurrt.

„Wir kommen immer wieder zurück – es ist unglaublich“, ließ Pauli-Coach Franz Gerber nach Ende der Partie alle Anspannung fahren. Dabei hatte sein eigener Sohn dem Trainer bereits kurz nach Spielbeginn die gesamte Taktik durchkreuzt – mit seinem frühen Führungstreffer. Von N‘Diaye drei Meter vor dem Tor frei stehend in Szene gesetzt, konnte Gerber den Kasten nicht mehr verfehlen. Da St. Pauli zuletzt immer dann Federn und Punkte gelassen hatte, wenn die Mannschaft allzu schnell in Führung gegangen war, konnten die Trierer nun hoffen, und der Vater des Torschützen durfte sich bösen Ahnungen hingeben.

Die trogen nicht. Auch wenn St. Pauli zunächst am Drücker blieb, die Gäste früh störte und mehrfach zu mittelmässigen Chancen kam, passierte dennoch, was geschehen musste. In der 37. Minute hob der Trierer Adnan Kevric einen von Gruzka verursachten Freistoß in den Strafraum und ließ ihn direkt in das von Keeper Heinz Müller schlecht gehütete Tor segeln. „Guten Morgen, Herr Müller, der Ball hat gerade hinter Ihnen eingeschlagen“, bedachte der DSF-Reporter den reglosen Pauli-Keeper mit berechtigter Häme.

Kaum begann die zweite Halbzeit, da schien das Unvermeidliche nicht mehr abwendbar zu sein. Libero Incemann traf den Trierer Grzekowiak im Strafraum am Fuß, und Schiedsrichter Gräfe zeigte auf den Punkt. Doch inzwischen war Müller aufgewacht und fischte den von Kevrics schwach geschossenen Elfmeter aus der Ecke.

St. Pauli beging danach nicht den Fehler, sich angstvoll in der eigenen Hälfte einschnüren zu lassen, sondern spielte mutig nach vorn. Vor allem der pfeilschnelle N‘Diaye sorgte immer wieder für Gefahr. Nach einer Stunde scheiterte er noch an Torhüter Keller, doch nur vier Minuten später spurtete er auf der linken Seite der Trierer Hintermannschaft davon. Seine präzise Flanke verlängerte Yang ebenso präzise auf den gerade für Chris eingewechselten Alexander Meier. Der Youngster erwischt die Kugel gerade noch mit dem rechten Außenrist und ließ St. Pauli jubeln und hoffen – 2:1!

Die Kiez-Kicker rührten nun Beton an und hatten noch mehrfach Glück, dass dieser auch hielt. Als Müller eine Ecke unterlief, konnte Gruzka gerade noch klären. Zehn Minuten vor Schluss zielte Divic dann nur um Millimeter am rechten Pfosten vorbei und vergab damit die letzte Großchance zum Ausgleich.

St. Pauli: Müller – Incemann, Gibbs, Nascimento – Chris (62. Meier), Gruszka, Fröhlich (62. Adamu), Gerber, Rasiejewski – N‘Diaye, Yang (87. Kurbjuweit).