: Zivilpolizei überwacht Hörsaal
Sparkonzept der Siegener Hochschul-Rektorin Hantos führt zu schweren Auseinandersetzungen. Nach Studentenprotesten und Einsatz von Zivilpolizei will die Uni-Führung ihre Pläne überarbeiten
VON MARTIN TEIGELER
Der Streit um eine Modernisierung der Uni Siegen ist eskaliert. Seit Hochschul-Rektorin Theodora Hantos im Januar ein Sparkonzept für die Universität vorlegte, gibt es heftigen Widerstand gegen geplante Kürzungen. Seinen Höhepunkt erlebte der Konflikt Anfang Februar, als die Polizei auf dem Campus im Einsatz war und eine Senatssitzung wegen massiver Studierenden-Proteste abgebrochen wurde. „Die Uni-Führung muss auf die Proteste reagieren“, sagt Studierenden-Vertreter Lars Dieckmann. Bei der nächsten Senatssitzung solle ein neues Konzept auf den Tisch kommen.
Kern des Streits ist das von der Rektorin Hantos vorgelegte Konzept für „profilbildende Lehr- und Forschungsbereiche“. Der Plan: Bestimmte Fachbereiche werden finanziell besser ausgestattet. Das Fach Theologie würde dagegen wegfallen, andere Fakultäten bekämen weniger Geld. Ausbauziele sind meist naturwissenschaftliche Fächer. Hier will sich Siegen im Wettstreit um Deutschlands Elite-Unis profilieren. Anlass für die Sparpläne sind die Vorgaben des NRW-Wissenschaftsministeriums im „Hochschulkonzept 2010“. Auch an anderen Unis wird wegen der ministeriell angeordneten Profilbildung über das Ende einzelner Fächer nachgedacht. Ein Beispiel: In Dortmund steht das historische Institut vor dem Aus.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne formierte sich studentischer Widerstand gegen das Hantos-Konzept. Vor allem Lehramtsstudierende der Theologie, Mathematik, Philosophie und Sozialwissenschaften würden in Unsicherheit gestürzt, ob sie ihr Studium in Siegen beenden können, argumentieren die Betroffenen. „Wir fordern Sie auf, Ihre autokratisch verordneten Kürzungspläne zu verwerfen“, so die Studis.
Doch weder Demos und Protestaktionen von mehreren Hundert Studierenden noch der Rücktritt der Prorektorin für Lehre und Studienreform beeindruckten Rektorin Hantos. Vergangene Woche musste eine Senatssitzung wegen des heftigen Widerstands abgebrochen werden. „Die Proteste waren erfolgreich“, freut sich Studi-Vertreter Lars Dieckmann über die erzwungene Denkpause für die Uni-Leitung. Offenbar lenkt die umstrittene Rektorin jetzt langsam ein. „Am Konzept wird nachgearbeitet“, ist aus der Siegener Hochschule zu hören.
„Zur Gefahrenabwehr“ habe die Siegener Polizei zivile Beamte bei der letzten Senatssitzung eingesetzt, bestätigt eine Polizeisprecherin. Zu Straftaten sei es aber nicht gekommen. Die Uni setzt dagegen auf Deeskalation. Ein Hochschulsprecher zu den Vorkommnissen: „Wir haben die Polizei nicht gerufen.“ Eine richtige Uni-Besetzung sei das jedenfalls nicht gewesen.