: Küstenpiste frei
Verkehrsminister im Norden geben Widerstand gegen A 22 auf: Hauptsache, die A 20 kommt schnell
Hamburg lno/taz ■ Im Konflikt mit Niedersachsen um Weiterbau der Ostseeautobahn A 20 haben die Verkehrsminister von Hamburg und Schleswig-Holstein gestern eingelenkt. Um weitere Verzögerungen oder gar ein Ende des Projekts zu verhindern, würden sie statt der Anbindung an die A 1 südlich von Hamburg die von Hannover gewünschte Küstenautobahn A 22 in Richtung Wilhelmshaven akzeptieren. Dafür müsse dieses Vorhaben aber bis Mai im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans verankert werden. „Wichtig ist, dass endlich mal was passiert“, sagte der Hamburger Bausenator Mario Mettbach (Partei Rechtsstaatlicher Offensive) bei der Vorstellung seines Verkehrsentwicklungsplans.
Mettbach wiederholte die bekannte Postition, nach der eine A 20 mit Anbindung an die A 1 bei Sittensen für Hamburg am besten wäre. Sie würde die durch den Stadtstaat führende A 7 und den dortigen Elbtunnel am stärksten entlasten. Hamburg sei wie Schleswig-Holstein vor allem an einer schnellen Lösung gelegen, so Mettbach gestern nach einem Telefonat mit seinem schleswig-holsteinischen Kollegen Bernd Rohwer (SPD).
Rohwer betonte gegenüber der dpa, dass auch er die zurzeit im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“ ausgewiesene Strecke über Stade nach Sittensen für sinnvoller halte. Die Zeit der politischen Spielchen sei jedoch vorbei. „Wir müssen alles versuchen, um kurzfristig zu einem Konsens zu kommen“, erklärte der Minister. Andernfalls könnte der Bund die Priorität für das Projekt herabstufen. Die für die norddeutsche Wirtschaft so wichtige Anbindung an das westeuropäische Autobahnnetz dürfe aber nicht gefährdet werden.
Grund für die Kompromissbereitschaft der Minister aus dem hohen Norden ist ein aktuelles Verkehrsgutachten, dass der 112,5 Kilometer langen Küstenautobahn über Bremerhaven zur A 28 bei Westerstede verkehrswirtschaftliche Vorteile bescheinigt. Allerdings wäre die 38,5 Kilometer lange Anbindung an die A 1 Rohwer zufolge mit 293 Millionen Euro wesentlich günstiger und bereits bis 2011 zu haben.
Dagegen sei der genaue Verlauf der in Hannover favorisierten Variante noch nicht geplant. Diese könne voraussichtlich erst 2016 fertig gestellt werden. Wegen dieser Verzögerung müsste der Bund den privaten Investoren der rund 600 Millionen Euro teuren Elbquerung bei Glückstadt eine höhere Anschubfinanzierung gewähren.
gernot knödler