Bagdad umzingelt, Basra umkämpft

Amerikanische Truppen wollen den Kreis um die irakische Hauptstadt Bagdad schließen und dringen zeitweise bis in die Außenbezirke vor. Britische Militärs erreichen erstmals die Innenstadt von Basra und wollen die Millionenstadt besetzen

BAGDAD/BASRA afp/dpa/rtr ■ Der Bodenkrieg um die irakische Hauptstadt Bagdad und die zweitgrößte Stadt Basra hat begonnen. In Bagdad drangen US-Streitkräfte nach Angaben eines britischen Militärsprechers gestern um zweiten Mal in die Stadt selbst vor. Allein am Samstag sollen dabei rund 2.000 irakische Soldaten ums Leben gekommen sein. In Basra erreichten britische Militärs nach zwei Wochen der Belagerung das Zentrum der Stadt.

In der irakischen Hauptstadt haben die US-Streitkräfte nach eigenen Angaben damit begonnen, die Stadt einzukesseln. Bagdad könne noch bis Sonntagabend „vollständig eingekreist“ werden, sagte US-Major Rod Legowski auf dem internationalen Flughafen von Bagdad. US-Armee-Einheiten stießen vom Westen der Stadt nach Norden vor, während Marineinfanteristen zugleich vom Südosten auf den Tigris vorrückten, sagte der US-Major. Eine Einnahme Bagdads soll zunächst nicht geplant sein.

Zugleich gingen die heftigen Luftangriffe weiter. Flugzeuge der USA und Großbritanniens patrouillierten rund um die Uhr über der Fünf-Millionen-Metropole. Viele Einwohner flüchteten. Die irakischen Behörden verhängten ein nächtliches Ausreiseverbot für Bagdad.

Nach US-Angaben befindet sich der internationale Flughafen von Bagdad zu 95 Prozent in ihrer Hand. Dort seien inzwischen mehr als 5.000 Soldaten stationiert. Irakische Stellen hatten zuvor behauptet, den Flughafen zurückerobert zu haben. Eine mehrfach angekündigte Pressereise für die in der Bagdader Innenstadt stationierten Journalisten zum Beweis dieser Aussage fand jedoch nicht statt.

In Basra rückten britische Truppen nach eigenen Angaben mit Panzern in die Innenstadt ein. Dabei stießen die „Desert Rats“ nur „vereinzelt“ auf Widerstand, hieß es. Ursprünglich habe man nur Kontrollposten in den Außenbezirken einrichten wollen, sagte ein britischer Armeesprecher. Doch wegen des „freundlichen Empfangs“ durch die Zivilbevölkerung sei an Ort und Stelle entschieden worden, in das Zentrum vorzudringen. Die Entscheidung zur Einnahme Basras sei gefallen, sagte der Sprecher.

Im Einsatz waren nach Berichten begleitender Reporter mehrere hundert Panzer und tausende Soldaten. Sie seien vereinzelt von irakischen Militärs mit Panzerfäusten und Gewehrfeuer beschossen worden.

Kampfflugzeuge der Koalitionstruppen griffen in Basra das Wohnhaus des Generals Ali Hassan al-Madschid alias „Chemie-Ali“ an, wie das US-Kommando in Katar mitteilte. Dabei sei einer von Madschids Leibwächtern getötet worden. Der Cousin von Saddam Hussein wird für den Chemiewaffenangriff auf die kurdische Stadt Halabdscha vor 15 Jahren verantwortlich gemacht, bei dem Schätzungen zufolge mehr als 5.000 Menschen getötet wurden.

Im Nordirak schossen US-Streitkräfte auf einen eigenen Konvoi mit acht bis zehn Fahrzeugen, berichtete ein begleitender BBC-Reporter. Dabei sollen drei US-Soldaten getötet worden sein. Unter den Toten soll sich auch ein wichtiger kurdischer Militärchef befinden, hieß es bei der BBC, die von etwa zwölf Toten sprach.

Auf dem Weg nach Syrien ist ein Konvoi mit Diplomaten der russischen Botschaft im Irak beschossen worden. Dabei habe es eine noch unbekannte Zahl an Verletzten gegeben, hieß es aus dem Kreml. Das Botschaftspersonal sollte aus Bagdad evakuiert werden. Es gab zunächst keine Angaben darüber, welche Kriegspartei geschossen hat. KLH