: Die maßgeschneiderte Frau
Die ultimative Binnenlösung bei der Partnerwahl. Ein Ratgeber für Führungskräfte
Jeder Manager kennt die häusliche Frühstückssituation vor einer wichtigen Konferenz: Der Kragenknopf reißt, die anderen Hemden liegen ungebügelt neben dem Bügelbrett, und zu allem Überfluss tropft auch noch die viel zu dünn eingekochte Marmelade auf die neue Krawatte. Klarer Fall: Unser Mann ist mit einer Frau verheiratet, die nicht in der Lage ist, vorausplanend alles zu tun, um derartige Unbill von ihrem Gatten fern zu halten und ihn in der Erfüllung seiner beruflichen Pflichten angemessen zu unterstützen.
Szenenwechsel: Dinner-Einladung im Hause des Chefs. Die längst fällige Beförderung hängt nur noch vom Eindruck ab, den er an diesem Abend hinterlässt. Sorgfältige Zusammenstellung der Garderobe, Merkzettel mit stichpunktartigen Notizen zu aktuellen Gesprächsthemen und charmante Gesprächsführung sind für ihn selbstverständliche Garanten des Erfolgs. Und seine Frau? Dasselbe Kleid wie bei der letztjährigen Einladung, dieselbe Frisur wie seit fünf Jahren, das Parfüm ein Schnupperpreis-Angebot aus dem Drogeriemarkt. Diese peinliche Performance macht in wenigen Sekunden all seine Bemühungen wieder zunichte.
Keine Frage – eine neue Frau muss her! Wie aber lernt eine unter ständigem Termindruck stehende Führungskraft die trendbewusste, geschmackssichere, hochmodisch-attraktive Frau kennen, die nicht nur durch kluge Gesprächsbeiträge besticht, sondern ihrem Partner jeden Wunsch von den Lippen abliest, ihm den Rücken freihält und in der Unterstützung seiner Karriere die höchste Form ihrer Erfüllung sieht?
Sicher ist auf dem internationalen Heiratsmarkt einiges in Bewegung geraten, doch selbst die Umerziehung williger Osteuropäerinnen auf marktwirtschaftliche Lifestyle-Standards erfordert neben Geduld viel Zeit – und gerade die steht der Zielgruppe nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung. Wenn es denn unbedingt eine Ausländerin sein soll, empfehlen sich eher Bewerberinnen aus dem asiatischen Raum. Dass die „kleinen Tigerinnen“ von ihren Heimatländern her an frühkapitalistische Betriebsführungsmethoden gewöhnt sind, mag ebenfalls als Vorteil angesehen werden. Und dennoch, ein Rest an kulturbedingtem Unverständnis für die Bedürfnisse einer deutschen Führungspersönlichkeit wird bleiben. Die Entscheidung für die deutsche Frau mag zwar vielen als nicht mehr zeitgemäß erscheinen, bewahrt aber vor manch unliebsamer Überraschung und rechnet sich à la longue am ehesten. Deshalb hier einige Hinweise für die Binnenlösung bei der Partnerwahl:
Für den inländischen Bekanntschaftsmarkt sind die Annoncen der überregionalen Tageszeitungen sicherlich eine erste Adresse. Wie aber kann zweifelsfrei sichergestellt werden, dass die in die Endausscheidung gekommene Bewerberin auch den hohen Anforderungen eines Lebens an der Seite eines High Potentials genügt? Besonders bewährt hat sich das Arrangement eines der auch in der betrieblichen Einstellungspraxis üblichen Assessment-Centers. Die Bewerberin wird hier in einer mehrstündigen Konzentrations-, Belastungs- und Stresstauglichkeitsprüfung auf „Herz und Nieren“ getestet, wodurch objektivierbare Kriterien herausgefiltert werden können, nach denen ein produktives Miteinander mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zielkorridor seiner Partnerschaftserwartungen liegen wird.
Eine hundertprozentige Erfolgsgarantie kann es selbstverständlich auch hier nicht geben, doch in den meisten Fällen wird sich herausstellen, dass durchaus brauchbare Ansätze vorhanden sind, die während einer vierwöchigen Trainee-Phase relativ unproblematisch an das gegebene Anforderungsprofil angeglichen werden können. Es sollte nur darauf geachtet werden, dass sich die während dieser ersten Phase der Bekanntschaft unumgänglichen gemeinsamen Ausstellungs- und Theaterbesuche nicht über Gebühr in die Länge ziehen – schließlich soll ja mittelfristig ein Entlastungseffekt von derlei unproduktiven Beschäftigungen erzielt werden.
Sind all diese Schritte programmgemäß durchgeführt, dann sollten sich die getätigten Investitionen auch möglichst rasch rechnen. Eine gut geschulte Partnerin ist Chefsekretärin und Geliebte in einer Person, sie vermag als begnadete Köchin, perfekte Gastgeberin, charmante Unterhalterin ebenso zu bestehen wie als treu sorgende Mutter und gefühlvoller „Kummerkasten“ in Zeiten beruflicher Bedrängnis.
Bei konsequenter Befolgung dieser Ratschläge sollte dem unaufhaltsamen Aufstieg des Mannes auf der Karriereleiter nun nichts mehr im Wege stehen. Und wenn er sich dann wieder einmal beim Frühstück das Hemd bekleckert und seine Frau diesmal in Windeseile ein frisch gestärktes und perfekt gebügeltes Ersatzhemd aus dem Schrank holt, sollte er nicht vergessen, ihr zum Monatsende eine kleine Gratifikation für hervorragende Gattenbetreuung zukommen zu lassen! RÜDIGER KIND