: Bush war mal sympathisch
US-Präsident hat sich nicht nur vor dem Vietnamkrieg gedrückt. Auch dem Ersatzdienst in der Nationalgarde blieb er offensichtlich fern. Im Wahlkampf bringt ihn das gehörig in die Bredouille
WASHINGTON taz ■ In den USA mehren sich die Hinweise darauf, dass sich Präsident Bush vor dem Militärdienst gedrückt hat. Die Demokraten und Teile der Presse werfen ihm vor, er habe vor dem Fronteinsatz in Vietnam gekniffen und seinen Dienst bei der Nationalgarde nur unzureichend erfüllt. Die Vorwürfe wiegen umso schwerer, als sein mutmaßlicher Gegenspieler um die Präsidentschaft, John Kerry, aus Vietnam hochdekoriert und verwundet zurückkehrte. Vor diesem Hintergrund sinken die Umfragewerte des Präsidenten.
Am Dienstag veröffentlichte das Präsidialamt erstmals Dokumente zu Bushs Militärdienst, die beweisen sollen, er habe während des Vietnamkriegs seinen Dienst vorschriftsmäßig zu Hause abgeleistet. Bush-Sprecher Scott McClellan legte Gehaltslisten und Rentenbescheide über die Zeit als Mitglied der Nationalgarde in Texas zwischen 1972 und 1974 vor. „Diese Dokumente zeigen eindeutig, dass der Präsident seine Pflichten erfüllte“, so McClellan.
Aus den Unterlagen geht nicht hervor, welche Aufgaben Bush übernahm und wo er dies tat. So sei unklar, ob Bush von Mai bis November 1972 jemals zum Dienst erschien. Strittig bleibt auch, was Bush im letzten Jahr seiner Dienstzeit machte, als er sich von Texas nach Alabama versetzen ließ. Bislang fehlen Nachweise, dass er sich jemals bei der Nationalgarde in Alabama gemeldet hat. Die nun präsentierten Soldzettel sollen belegen, dass sich Bush in dieser Zeit an 14 Tagen zum Dienst meldete und damit seiner Dienstpflicht „befriedigend“ nachkam. Rätselhaft ist überdies, warum sich niemand in Alabama an den jungen Bush erinnert. Auch der Offizier, dem er in Alabama unterstellt war, könne sich nicht erinnern, ihn je gesehen zu haben, heißt es in Presseberichten.
Schon im Wahlkampf 2000 warfen die Demokraten Bush vor, sich während seiner Dienstzeit in der Nationalgarde ein ganzes Jahr lang unerlaubt abgesetzt zu haben. Damals gelang es Bush, die Kritik als Schmutzkampagne zu brandmarken und rasch abzuwürgen. Dieses Jahr wiegen die Angriffe der Opposition jedoch schwerer. Während Kerry die Unterstützung der Kriegsveteranen genießt, ist es dem Weißen Haus bislang nicht einmal gelungen, Mitglieder der Nationalgarde ausfindig zu machen, die damals mit Bush gedient haben. MICHAEL STRECK
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