: Alle Mäuler offen
Was soll man nur mit Brechts „haltbarer Graugans“ tun? Ist doch allemal ein Dauerfall fürs Schlaraffenland
Da kann schon der Weg zur harten Arbeit werden: Denn wenn man das Hinweisschild zum Schlaraffenland passiert hat, muss man sich erst mal durch einen fetten Berg voll süßem Brei löffeln, um endlich auf der anderen Seite in diesem wunderbaren Supermarkt der Müßiggänger (ganz ohne Registrierkassen und Umtauschbons) zu landen. Sagenhafterweise sollen dort die Hauswände aus Schweinebraten gezimmert sein, und für Vegetarier wachsen wenigstens die Schrippen auf den Bäumen, allerorten sprudeln Quellen mit bestem Wein, und dann fliegen einem auch noch in einem fort gebratene Tauben ins Maul. So ein Überfluss – im Schlaraffenland muss man mitunter so viel fressen, dass man schon wieder kotzen möchte. Kann man also doch seine Zweifel bekommen, bei dieser Angelegenheit. „Schlaraffenland II“ ist nun der Titel eines Musik-Text-Programms von Lennard Körber und Natalia Smotritskaja, mit dem alte und neue Trümmer abgetragen werden sollen. Die beiden nehmen sich die Zeit für Gedenkminuten, mit Bundesverdienstkreuzen deutscher Geschichte wird gehandelt, und zur soliden historischen Vergewisserung mit Texten von Bertolt Brecht und Franz Kafka mit dem musikalischen Zuspiel von (natürlich) Hanns Eisler und Kurt Weill gibt es bei dieser Collage im Ballhaus Naunynstraße auch noch Kommentare zur aktuellen Lage. Die dann ganz im Sinne des klassischen politischen Kabaretts.