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Archiv-Artikel

Lacke mit Siegel

Ein neues Gütesiegel soll nicht die Inhaltsstoffe zertifizieren, sondern die Qualität bewerten

Von ALO

Guido Hora ist zuversichtlich: „Im Frühjahr 2004 sollte es so weit sein“ – also gleichsam pünktlich zur nächsten Heimwerker- und Gartensaison. Der Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Holzforschung (Wilhelm-Klauditz-Institut, WKI) steht in engem Kontakt mit den Experten von Catas S.p.A., der größten italienischen Prüfeinrichtung für Möbel und Holzwerkstoffe. Im Sommer vergangenen Jahres unterschrieben beide Einrichtungen einen Kooperationsvertrag mit dem Ziel, ein gemeinsames Gütesiegel für Holzlacke anzubieten.

Anders als die bisherigen wird das neue Siegel nach Horas Angaben vor allem die rein physikalischen Eigenschaften von Lacken qualitativ bewerten, zum Beispiel Haltbarkeit, Schlagfestigkeit und Langlebigkeit. Dem Käufer wolle man damit Kriterien zur Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses an die Hand geben. Wer jetzt noch im Baumarkt vor dem Regal steht und bei der Vielzahl der Produkte lediglich Mengenangaben mit Preisforderungen vergleichen kann – die Qualität lässt sich meist nur aus eigener Erfahrung beurteilen –, findet künftig als Zusatzkriterium das neue Siegel. Denn Qualitätssiegel seien „eine wichtige Orientierungshilfe für Verbraucher“, weiß man beim Fraunhofer-Institut, vor allem wenn sie, wie das neue „Catas-WKI-Label“, von unabhängigen Institutionen vergeben werden.

Die Anregung nach einer qualitativen Zertifizierung von Holzlacken komme indes nicht etwa vonseiten des Gesetzgebers oder von Institutionen, erklärt Guido Hora, sondern von der Industrie selbst. Eine „ganze Reihe Unternehmen“ hätten bereits Interesse gezeigt. Daran lasse sich festmachen, dass der „Markt schärfer“ geworden sei, mithin der Wille bestehe, hochwertige Produkte von Billigangeboten abzuheben. „Man muss sich gegenüber den Wettbewerbern hervortun.“ Profitieren würden davon letztlich auch die Verbraucher. Hora: „Auch Transparenz macht Qualität.“ Und hier kommt der Umweltaspekt ins Spiel: Anstriche, die länger halten, müssen seltener erneuert werden. ALO