: Das Herz der Universität
SPD nimmt Stellung zum Dohnanyi-Bericht: HWP soll eigenständig bleiben. Keine Erpressung durch Stellenstopp. Hochschulgesetz könnte sich verzögern
Das Hochschulmodernisierungsgesetz wird vermutlich nicht wie geplant am 6. Mai in der Bürgerschaft verabschiedet. Nach taz-Informationen erwägt die SPD-Fraktion, eine sofortige zweite Lesung per Minderheitsvotum zu verhindern. Dies war gerade erst beim Kita-Gesetz passiert und hatte die politische Debatte um Wochen verlängert. Laut SPD-Wissenschaftssprecherin Barbara Brüning regt sich in der Partei vor allem Protest gegen die Abschaffung der Frauenquote bei Berufungen und den Entzug des teilpolitischen Mandats für die Asten.
In Hochschulkreisen zeigte man sich bisher verwundert, dass die SPD ihre Oppositionsrolle kaum wahrnehme. Dies scheint sich jetzt zu ändern: Brüning kritisierte gestern scharf den Politikstil von Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos). Dieser schaffe Fakten, bevor es offizielle politische Entscheidungen gebe. So wird gegenwärtig mit einem Stellenstopp von der Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) sowie von den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg die Zustimmung zu einem Fusionsprozess erzwungen (taz berichtete). Brüning: „Dräger geht so vor, als habe er über die Auflösung der HWP bereits entschieden.“ Die SPD möchte die kleine Hochschule jedoch erhalten. Wenn Dräger eine Fusion wolle, sollte er dies zuerst politisch entscheiden.
„Wir sollen uns um Stellen streiten. Ich will das aber gar nicht“, ergänzte HWP-Präsidentin Dorothee Bittscheidt, die ihre Befürchtung kundtat, die HWP werde bei der Fusion „gänzlich zerstört“. Von den 2600 Studierenden haben ein Drittel kein Abitur. Die Wirtschaftswissenschaftler der Uni wären stolz auf ihre hohe mathematische Ausrichtung. Bittscheidt: „Man kann das richtig finden, muss es aber nicht.“ Würde dies zur Voraussetzung auch für HWP-Studierende, würden junge Menschen ohne gymnasiale Mathematikausbildung „herausselektiert“.
Doch auch abseits des HWP-Konflikts gibt es Kritik in der SPD an den Empfehlungen der Dohnanyi-Kommission. So lehnt Brüning die Halbierung der Geisteswissenschaften von 50 auf 25 Fächer ab. Auch dürften einzelne Fächergruppen nicht als „Schools“ aus dem Verbund der Universität herausgelöst werden, damit „querstudieren“ weiter möglich sei. „Wenn man zum Beispiel die Geisteswissenschaften herauslöste, verlöre die Universität ihr Herz“, so Brüning.
Einverstanden ist sie mit dem konsekutiven Bachelor-Master Modell. Allerdings sollten hier die Hochschulen entscheiden, nach welchen Kriterien der Zugang zum Master-Studium geregelt wird. Keine Kritik gibt es am geplanten Abbau von 15 Prozent der 11.000 Studienanfängerplätze bei gleichzeitiger Erhöhung der Studienerfolgsquote. Dies sei „im Prinzip okay“, sagte Brüning.
KAIJA KUTTER