: Topographie auf der Kippe
Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der „Topographie des Terrors“, hält den Zumthor-Entwurf für nicht mehr machbar, weil die Finanzierung ungeklärt ist. Eröffnung verschoben
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Der Neubau des NS-Dokumentationszentrums „Topographie des Terrors“ nach dem Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor steht vermutlich vor dem Scheitern. Nach den fruchtlosen Anstrengungen der Bauverwaltung, die Kosten und Konstruktion zur Realisierung des komplizierten Stab-Bauwerks in den Griff zu kriegen, deutet jetzt alles darauf hin, „dass das Projekt an die Wand fährt“. Darum müsse „über Alternativen“ nachgedacht werden, um vielleicht im Jahr 2007/2008 ein anderes Ausstellungsgebäude zu erhalten. Dies sagte Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, in einem Interview mit der taz. Nachama: „So wie die Dinge stehen, glaube ich nicht“, dass der bestehende Entwurf „machbar ist“.
Nach Ansicht Nachamas ist es ein Skandal, dass die „Bauruine“ gegenüber dem Berliner Landtag nun schon seit Jahren brachliegt, „weil es finanziell klemmt“. Es sei offensichtlich, dass die vom Land und dem Bund kalkulierten 76 Millionen Mark nicht ausreichten, den schwierigen „Ingenieurstraum“ umzusetzen. „Mit den vorhandenen Geldmitteln ist die Wahrscheinlichkeit der Realisierung des Zumthor-Entwurfs verschwindend klein.“ Er glaube nicht daran, dass sich angesichts der Haushaltslage die Rahmenbedingungen ändern könnten. Die von der Bauverwaltung errechnete Summe genüge nicht. „Alle sagen, Zumthor ist nicht billiger zu machen.“
Nachama kann sich sogar den „Rückbau“, also Abriss, der drei fertigen Treppentürme vorstellen. „Wenn man tagtäglich sehen muss, dass sich auf dem Gelände nichts bewegt, dann muss man über Alternativen nachdenken.“ Dazu sei die Institution gegenüber der Öffentlichkeit und mit dem Projekt verpflichtet. Im Interesse des Nutzers müsse nun „kreativ“ über künftige Varianten nachgedacht werden, damit eine Realisierung überhaupt noch in Frage komme. „Vorstellbar ist alles“ – auch ein Neubau nicht nach Plänen des Schweizers, sagte Nachama.
Der geschäftsführende Direktor räumte auch „Fehler“ ein. Nach den gemachten Erfahrungen würde die Stiftung heute selbst als Bauherr auftreten und die Verwaltung außen vor lassen wollen. „Heute würde ich sagen: „So machen wir das nicht noch einmal, wir suchen uns einen sachkundigen Bauträger und bauen selbst.“ In der Übernahme der Topographie durch den Bund sieht Nachama keine Lösung für das derzeitige Problem. Keine Schuld an dem nun 10 Jahre andauernden Fiasko gab Nachama Bausenator Strieder (SPD). Es bestehe weiterhin der politische Wille auf Bundes- und Landesseite, der Topographie ein Gebäude zu errichten. „Da zweifle ich auch nicht an Strieder.“
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