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Archiv-Artikel

Steigende Todesrate

Schon mehr als 3.000 verölte Vögel im Wattenmeer. Schärfere Maßnahmen gegen Öleinleitung gefordert

tönning dpa ■ Gut eine Woche nach den ersten Funden hat sich die Zahl der mit Öl verunreinigten Vögel an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste auf mehr als 3.000 erhöht. Nach Informationen des Nationalparkamtes in Tönning (Kreis Nordfriesland) sind rund 750 Tiere verendet, der Großteil davon Trauerenten. Für die nächsten Tage rechnen Beobachter mit einem Anstieg der Todesrate: „Das Sterben geht jetzt verstärkt los“, so die Vogelexpertin der Schutzstation Wattenmeer, Silvia Gaus.

Den noch lebenden Seevögeln mit veröltem Gefieder räumen Fachleute keine Überlebenschancen mehr ein. Schon ein kleiner Ölfleck beeinträchtigt die Kälteisolierung des Federkleides. Kaltes Wasser dringt bis auf die Haut, und die Tiere verbrauchen immer mehr Energie zur Wärmeregulierung. Dazu komme, dass der Trieb, das Gefieder zu reinigen, den Nahrungstrieb überlagere. So sterben die Vögel schließlich an Entkräftung, erläuterte Gaus. Eine Behandlung, wie sie in den ersten Tagen an rund 270 Vögeln vorgenommen wurde, habe dann keine Erfolgsaussichten mehr.

Wie viele Tiere in diesem Zustand derzeit auf dem Wasser vor allem vor der Insel Amrum treiben, sei wegen des starken Nebels am Wochenende schwer einzuschätzen, hieß es. Erst gestern konnten Naturschützer wieder zu Beobachtungsgängen aufbrechen, auch war erneut ein Überwachungsflug geplant, um einen etwaigen Ölteppich zu orten. Die beiden am Wochenende vorgesehenen Flüge waren witterungsbedingt abgesagt worden.

Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl verölter Seevögel forderte der Naturschutzbund (NABU) die Einführung eines neuen Straftatbestandes. Den Verantwortlichen für das vorsätzliche Einleiten von Öl müsse mit Haftstrafen gedroht werden können, sagte NABU-Sprecher Rüdiger Wohlers: „Alle bisherigen Bemühungen, illegale Tankwaschungen oder das Abpumpen stark verölter Bilgenwasser zu verhindern, konnten das Problem in seinem ganzen Ausmaß nicht annähernd in den Griff bekommen.“