Der Krieg vor dem Ende

Mit dem Einmarsch in Tikrit kontrollieren britische und US-Streitkräfte alle Großstädte im Irak. Nur noch vereinzelter Widerstand in der fast menschenleeren Stadt. Alle Ölquellen sind gelöscht, US-Soldaten und irakische Freiwillige patrouillieren in Bagdad

TIKRIT/BAGDAD dpa/afp/rtr ■ Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Tikrit steht der Krieg gegen den Irak nach dreieinhalb Wochen vor dem Ende. Zwar wollten die Militärs gestern noch nicht den Abschluss der Kämpfe am Golf verkünden. Das US-Zentralkommando in Katar erklärte jedoch, die irakischen Streitkräfte als „kämpfende Einheit“ seien am Ende. Britische Militärs sagten, eine vollständige Eroberung Tikrits würde das Ende des Kriegs bedeuten. „Tikrit ist der einzige Ort, wo noch Widerstand geleistet wird“, sagte ein Militärsprecher. Großbritanniens Premier Tony Blair erklärte: „Saddams Armee ist zusammengebrochen.“ Dennoch stünden noch „schwere Zeiten“ bevor.

Ein Frieden ist im Irak jedoch nicht absehbar. Schusswechsel oder Selbstmordattentate könnten noch Wochen oder Monate andauern, erklärte das US-Zentralkommando. In vielen Teilen des Landes kehre aber „das alltägliche Leben zurück“. Heute wollen rund 100 irakische Regimekritiker unter Leitung des künftigen US-Administrators Jay Garner über die Zukunft Iraks beraten. Alle Ölfelder sind mittlerweile unter britischer oder US-Kontrolle, die letzte brennende Quelle wurde gelöscht.

Nach nächtlichen Bombenangriffen waren US-Panzerverbände gestern Morgen weitgehend ungehindert in die Heimatstadt von Exdiktator Saddam Hussein eingerückt. Nach US-Militärangaben wurde tagsüber noch vereinzelter Widerstand geleistet. Laut BBC waren daran nur Freiwillige aus arabischen Nachbarstaaten beteiligt. Die Soldaten der Republikanische Garden sollen schon vor fünf Tagen die Stadt verlassen haben. Auch viele Bewohner sind geflohen. Die ganze Stadt wirke wie ausgestorben, berichtet taz-Korrespondent Marcus Bensmann aus Tikrit. (reportage Seite 3)

Erobert wurde auch eine Palastanlage von Saddam Hussein. Von dem ehemaligen Diktator selbst fehlt aber weiter jede Spur. Mit dem Einmarsch kontrollieren die amerikanischen und britischen Truppen jetzt sämtliche Großstädte des Landes.

In Bagdad begannen US-Soldaten und irakische Freiwillige mit Patrouillen durch die Stadt, um die Plünderungen zu beenden. Bis gestern hatten sich 2.000 irakische Polizisten wieder zum Dienst gemeldet. KLH