: Schlossparktheater kriegt Hilfssheriff
Musical-Betreiber Stage Holding beteiligt sich am Schlossparktheater und hilft mit 700.000 Euro Starthilfe aus. CDU und Grüne kritisieren „Genre-Monopol“ in Steglitz – auch weil Stage Holding beim Metropol-Theater getrickst hat
Der Musicalproduzent Stage Holding wird Mitbetreiber und Finanzier des Steglitzer Schlossparktheaters. Das Land hat die staatliche Bühne geschlossen und 2003/2004 zum Betrieb ausgeschrieben. Jetzt will Stage Holding dem Theater und seinem neuen Pächter – dem Berliner Theatermacher Andreas Gergen und dessen Toys Productions GmbH – ein Darlehen von 700.000 Euro zur Verfügung stellen.
Nach dem Auswahlverfahren unter 17 Bewerbern hatte sich eine Findungskommission für Gergen und Co. entschieden. Gergen plant jährlich vier Theater- und Musicalproduktionen mit 280 Vorstellungen in dem 450 Plätze fassenden Theater. Öffentliche Mittel werden nicht in die Produktionen fließen. Dies teilte Kultursenator Thomas Flierl (PDS) gestern im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses mit. Grüne und CDU kritisierten den Einstieg von Stage Holding. Der Musicalproduzent stehe gar nicht für ein Sprechtheater, außerdem habe sich Stage Holding beim Verkauf des Metropol-Theaters unseriös verhalten, so die Opposition.
Nach Ansicht der Kulturverwaltung bilden Gergen/Stage Holding das rechte Team. Bei den Verhandlungen sei Wert darauf gelegt worden, das Schlossparktheater zu erhalten, keine Zuschüsse geben zu müssen und zudem Pachteinnahmen erzielen zu können. „Wir haben eine Entscheidung für die Zukunft des Theaters getroffen“, sagte Flierl. Dies werde mit Gergen/Stage Holding garantiert und durch die 700.000-Euro-Bürgschaft gesichert. Außerdem sei ein Konzept für das Theater vorgelegt worden, das nebem Musicals auch den Sprech- und Musiktheaterbereich abdecke.
Thomas Flierl wies gestern den Eindruck zurück, mit Stage Holding werde in Steglitz allein auf die „Schiene Musical“ gesetzt. Die Findungskommission habe unter den Bewerbern denjenigen mit einer breiten Programmstruktur ausgesucht. Der Bezirk unterstütze die Wahl. Der Pachtvertrag sei noch nicht unterzeichnet, „es gibt aber eine hohe Verbindlichkeit“, so der Senator gestern – was auf baldigen Abschluss schließen lässt. Zur Pachtsumme sagte Flierl nichts.
CDU und Grüne, aber auch Ausschussmitglieder von der SPD monierten die Entscheidung. Man habe Sorge, sagte CDU-Kulturexpertin Monika Grütters, dass Stage Holding nicht seriös sein. Beim Metropol-Theaters habe der Musicalproduzent den Kauf platzen lassen, als das Theater des Westen zu ergattern war.
Alice Ströver (Grüne) betonte, es sei „blauäugig“ angesichts des Profils von Stage Holding und der finanziellen Vorleistungen in Höhe von 700.000 Euro, zu glauben, dass der holländische Betreiber keinen großen Einfluss auf die Programmstruktur in Steglitz nehmen werde. „Hier entsteht ein Genre-Monopol“, so Ströver.
Stage Holding ist nebem dem Schlossparktheater schon am Musical Theater am Potsdamer Platz und am Theater des Westens engagiert. Gergen ist durch Produktionen wie „Piaf“ in der Tribüne oder „Charlie Brown“ am Kleinen Theater in Berlin bekannt geworden. In der ARD-Comedy-Serie „Familie Heinz Becker“ spielt er den Sohn Stefan.
Selbst Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD, hatte da Bedenken: „Es ist gut, dass es im Schlossparktheater weitergeht. Aber Vorsicht bei Stage Holding, die bekannt ist, sich zurückzuziehen, wenn es sich nicht rechnet.“ Die Grünen warfen Flierl zudem vor, einer Schlossparktheater-Stiftung nicht genügend Chancen bei der Vergabe eingeräumt zu haben.
ROLF LAUTENSCHLÄGER