: Die Nacht der Stars
Der Westen schlägt den Osten mit 136:132. Dabei erhält der Deutsche Dirk Nowitzki lediglich13 Einsatzminuten, während Lakers-Star Shaquille O’Neal zum wertvollsten Spieler erklärt wird
AUS LOS ANGELES THORSTEN SCHABELON
Ein Star ist ein Star ist ein Star. Wenn Dirk Nowitzki beim All-Star-Game der nordamerikanischen Profibasketball-Liga NBA im Staples Center von Los Angeles vom Spielfeld in die Umkleidekabine eilt, hat dieser Satz vollste Gültigkeit. Die Medienvertreter müssen sich gedulden, für den Deutschen wird eine Bresche in die wartende Front aus Kugelschreibern, Mikrofonen und Kameras geschlagen. Diesen Luxus erfährt der Deutsche nicht immer – und das ist gut so.
Zum dritten Mal in Folge wurde der weiße 2,13-Meter-Riese für das All-Star-Game der NBA nominiert, bei dem die 24 besten Spieler der Liga antreten. „In diesem Jahr war es besonders eng, deshalb war ich auch ein wenig überrascht, dass es geklappt hat“, sagt er. Im Fanvotum für die Startpositionen musste Dirk Nowitzki allerdings wie schon im Vorjahr Tim Duncan und Kevin Garnett passieren lassen; bei den Trainern der Liga war der Deutsche hingegen einmal mehr erste Wahl. „Er versucht nicht, bei seinen Würfen zusätzliche Styling-Punkte zu erhaschen, sondern ihm genügt auch ein einfacher Korbleger“, lobt beispielsweise Larry Brown, Trainer der Detroit Pistons, die effiziente Spielweise. Anerkennung hält auch Flip Saunders bereit, Trainer der Minnesota Timberwolves und während des All-Star-Wochenendes für die Auserwählten aus der westlichen Conference der Liga zuständig. „Dirk ist ein Riese“, blickt Saunders auf das 7 Foot hohe Gardemaß seines „Spielers für einen Abend“, „aber er spielt nicht so unbeweglich wie ein Riese.“
Im All-Star-Game erhielt der 25-Jährige – genauso wie die zwei weiteren, ebenso solide wie er spielenden Europäer Peja Stojakovic und Andrei Kirilenko – kaum Gelegenheit, sein Talent zu zeigen. Mit dem Beginn der zweiten Spielhälfte war der Deutsche vom Spielfeldrand zurück in die Katakomben der Arena geeilt. „Ich hatte vor dem Spiel zu viel Wasser getrunken“, lautete seine Erklärung. In 13 Einsatzminuten, bei denen er zwei Punkte und eine Vorlage zum 136:132-Sieg des Westens über den Osten beisteuerte, gab es wenig Gelegenheit zum Ausschwitzen der Flüssigkeit.
Die Spielzeit erhielten in der Welt-Hauptstadt der Unterhaltung andere All-Stars, namentlich Shaquille O’Neal und Kobe Bryant von den gastgebenden Los Angeles Lakers. Schon bei der Pressekonferenz der hoch dotierten Auswahl gab es Rudelbildung um das Lakers-Duo. Dirk Nowitzki ließ sich indessen im kleinen Kreis die Frage eines amerikanischen Journalisten durch den Kopf gehen, ob er denn nun ein Star oder ein Superstar sei. „Ich bin ein gu- ter und solider Spieler. Aber ein Star? Das kann ich nicht wirk- lich sagen“, lautete seine Antwort.
Die Superstars der Lakers setzten ihr Duell der Interviews, in denen Kobe Bryants Äußerungen, ewig ein Laker bleiben, gleichzeitig aber im Sommer seinen Marktwert eruieren zu wollen, thematisiert wurden, auf dem Spielfeld fort. Beide bemühten sich, auf der heimischen Bühne Akzente zu setzen, um wertvollster Spieler des Abends zu werden. Kobe Bryant verspielte seine Chance spätestens, als er im dritten Spielviertel den Ball bei einem Tempogegenstoß nicht in den Korb stopfte, sondern stattdessen brav mit einem Korbleger punktete. Shaquille O’Neal machte es besser, versuchte sich, trotz 2,16 Meter Größe und 150 Kilogramm Kampfgewicht, immer wieder im Spielaufbau und lag am Spielende nach Punkten und Dunkings uneinholbar vorne.
Von der Ersatzbank aus hatte Dirk Nowitzki nicht nur das Lakers-Duell verfolgt, sondern sich per Videoleinwand derweil auch über die weiteren Stars in der Halle informiert. „Die Auszeiten waren so lang, da habe ich mal geschaut, wer so da ist“, so Nowitzki. Zum Who’s who der amerikanischen Showstars gehörten neben dem Pizza essenden Entertainer Chris Rock, Schauspieler Joe Pesci, illegalerweise mit Zigarre im Mund, Oscar-Preisträger Jack Nicholson, der eben in Pension gegangene Box-Weltmeister Lennox Lewis sowie Grammy-Gewinnerin Beyonce.
Einem Spieler aus der Ostauswahl hätte die Kurzvorstellung per Video übrigens auch gut getan. Vince Carter, für seine Flugeinlagen als „Air Canada“ bekannt und populär, wurde in Los Angeles die mangelnde Prominenz als Folge seines NBA-Engagements bei den Toronto Raptors im fernen Kanada zum Verhängnis. Gleich drei Mal, so berichtete er, hatte man ihn an einem Partyabend an der Eingangstür abgewiesen.