Unter Protest zur Neuordnung im Irak

20.000 demonstrieren gegen Regimegegnerkonferenz. Wichtigste schiitische Oppositionsgruppe boykottiert Treffen

NASSIRIJA dpa/afp/taz ■ Vor dem Beginn der von den USA organisierten Konferenz für eine Nachkriegsordnung im Irak demonstrierten gestern etwa 20.000 Schiiten gegen das Treffen.„Ja zur Freiheit, Ja zum Islam, Nein zu Amerika, Nein zu Saddam“, riefen die Demonstranten. „Wir wollen, dass die Hausa unsere Stimme ist“, ist auf Spruchbändern zu lesen. Die Hausa, eine Religionsschule aus der Schiiten-Hochburg Nadschaf, sei die einzige wahre Vertretung des irakischen Volkes, behauptet einer der Imame, die die Demonstration organisierten.

Bei ihrem ersten Treffen seit der Entmachtung von Saddam Hussein haben Vertreter der irakischen Opposition und der USA die Vertagung der Konferenz beschlossen. Die Delegierten hätten per Handzeichen dafür gestimmt, in zehn Tagen erneut zusammenzukommen, sagte ein US-Vertreter gestern im Konferenzort Ur südwestlich der südirakischen Stadt Nassirija. An dem Treffen nahmen rund 80 Delegierte teil, unter ihnen der US-Sonderbeauftragte Zalmay Khalilzad und der für die Übergangsverwaltung in Irak vorgesehene ehemalige US-General Jay Garner. Khalilzad teilte den irakischen Delegierten mit, die USA hätten nicht die Absicht, Irak zu regieren. Die USA wollten, dass die Iraker „ihr eigenes demokratisches System auf Grundlage irakischer Traditionen und Werte“ aufbauten.

Bei einer Schießerei auf dem Marktplatz von Mossul sind gestern nach Krankenhausangaben mindestens zehn Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Augenzeugen berichteten, US-Soldaten hätten auf eine Menschenmenge geschossen, die sich dem neuen Gouverneur der Stadt gegenüber feindselig zeigte. Dagegen erklärte ein US-Armeesprecher, die US-Soldaten seien von einem Dach aus beschossen worden und hätten das Feuer erwidert.