: Gefährlicher toter Winkel
Ein weiteres Mal hat ein LKW-Fahrer beim Abbiegen einen Fahrradfahrer übersehen, einen sechsjährigen Jungen. Spezialaußenspiegel und Videokameras könnten die Gefahr verringern
taz ■ „Der LKW-Fahrer hatte keine Chance, den Kleinen zu sehen, der war im toten Winkel“, sagt Polizeipressesprecher Uwe Drewes. Auch mit drei Außenspiegeln ließe sich der tote Winkel nicht aufheben, erklärt er.
Es geht um den schrecklichen Fahrrad-Unfall in Findorff vom Dienstag. Ein Sechsjähriger wartete mit seiner Mutter zusammen auf dem Radweg an der Kreuzung Utbremer Ring / Hemmstraße. Als er bei Grün losfuhr, übersah ihn ein nach rechts abbiegender LKW-Fahrer und überrollte den Jungen. Der soll sofort tot gewesen sein.
„Als ich heute morgen an der Unfallstelle entlang gekommen bin, lagen überall Blumen“, sagt Reiner Bischoff von der kommunalpolitischen Stadtteilarbeit in Findorff. Für ihn ist klar: „So ein Unfall bleibt nicht ohne Resonanz.“ Anfang Mai berät der Bauausschuss des Beirats Findorff, wie der Stadtteil für RadfahrerInnen noch sicherer werden kann. Eine Idee sei, an der Kreuzung –vor den wartenden Autos und quer über die gesamte Spur – eine „Aufstellfläche“ für Fahrräder anzulegen, sagt Bischoff. Ob sich eine Mutter mit ihrem Kind vor die heranrollenden LKW stellen würde, sei unklar. Besser gesehen würden sie dort, überlegt er, ob sie sich jedoch sicher fühlten, sei eine ander Frage.
Eine Idee, die immer wieder brenzlige Situation, wenn Rad- und LKW-Wege sich kreuzen, zu entschärfen, befürworten die Polizei und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC): „Busse haben einen vierten Spiegel, der den Fahrern zeigt, was direkt vor ihrem Wagen los ist. Vielleicht könnte man Vergleichbares auch an LKW anbringen“, überlegt Polizist Drewes. Diese Idee hatten auch die niederländische und die deutsche Regierung, berichtet Bettina Cibulski vom ADFC. Die Verkehrsminister hätten sich an die EU gewandt, um Weitwinkelspiegel, Videokameras oder Infrarottechnik für LKW zu erlauben – alles gegen den „toten Winkel“.
Was in Bremen helfen könnte, Kreuzungen für RadlerInnen sicherer zu machen, da gehen die Ansätze auseinander: Birgit Klose vom ADFC plädiert dafür, gerade in Kreuzungen die Pedalritter auf die Straße zu holen, weil sie dort am besten gesehen würden. Gerade wenn zwischen Radweg und Straße Autos parken, würden Pedaleros oft übersehen. Auch so genannte „Verschwenkungen“ von Radwegen seien abzubauen, sagt Klose. Polizist Drewes überlegt dagegen, ob es nicht gerade klug wäre, Radwege auch für die GeradeausfahrerInnen ein paar Meter in die Querstraße hinein zu verlegen. „Dann sieht der LKW-Fahrer die, die sonst neben ihm im toten Winkel wären, vor sich.“ Einig sind sich die beiden wieder in dem Punkt, dass auch FußgängerInnen und RadfahrerInnen sich nicht nur auf ihr grünes Signal verlassen sollen. „Man muss auch mehr gucken“, sagen beide. „Kinder wiegen sich in Sicherheit, weil sie so auf das Ampelgrün konditioniert sind“, sagt Radaktivistin Klose. Aber selbst wenn die Kinder gucken, ob die Straße frei ist, ist das noch keine Sicherheitsgarantie: „Sechsjährige können eine solche Situation noch gar nicht erfassen“, sagt Polizist Drewes. ube